Hi Harry_B,
das Spiel mit den Stöcken kenne ich auch.
Nur ist das mit einer Tragfläche und einem Stahlträger für uns schwer zu spielen.
Und das Argument, dass es ja dutzende von Stützen waren ist auch schwer zu widerlegen.
Das Flugzeug kann auch nicht als Ganzes in das Gebäude eingedrungen sein, sonst wäre der Schaden im Kernbereich so gross gewesen, dass das Gebäude gleich eingestürzt wäre.
Wären die Tragflächen geschreddert worden, dann müsste man grössere Teile aussen herab segeln sehen.
Irgendwie stecke ich bei der Sache gedanklich in einer Sackgasse.
Denn No-Plane ist für mich keine Alternative.
Hallo Fachmann,
könntest du das mal genauer ausführen, wieso die Außenwand für sich alleine nicht statisch stabil war, in Verbindung mit dem auf rein vertikale Lasten ausgelegten Kern aber doch, und inwiefern der Kern zur Aussteifung beigetragen hat?
Gerne, ich schreibe nämlich viel lieber über Gebiete über die ich mich auskenne.
Der Kern hat mit der Aussteifung des Gebäudes gar nicht zu tun.
Der stützt nur die Decken ab, damit die im Innern nicht herunterfallen.
Die Ableitung der Horizontallasten -wie Wind und Stabilisierungslasten- wurde nur von den Aussenwänden übernommen.
Als Verbindungselement und zur Aussteifung der Wandscheiben, benötigt man noch die Deckenscheiben.
Ist das Prinzip eines Pappkartons.
Solange der geschlossen ist, ist es ein recht stabiles Gebilde, das auch etwas aus hält.
Öffnet man jedoch die beiden Deckel (oben und unten) lässt der sich recht leicht zusammen legen.
Die Türme kann man sich als einen hohen Karton vorstellen, mit 100 Deckeln (=Decken) darin.
Ist schon mal eine recht stabile Konstruktion.
Jetzt muss man beim Bauen aber Material sparen.
Als versucht man den "Karton" dabei so dünn wie möglich zu machen, bis er nur noch die Stärke von Papier hat.
Bei den Decken kann man sich das am leichtesten vorstellen.
Irgendwann sind die so dünn, dass die sich unter dem Eigengewicht schon zu sehr durchbiegen.
Deshalb stellt man in der Mitte stützen darunter.
Das ist die Funktion der Kernstützen.
Mit denen hat man erreicht, dass sich die dünnen Decken nur sehr wenig durchbiegen.
Bei den Seitenwänden wird die Vorstellung schon etwas schwieriger.
Nehmen wir dazu einen Bierdeckel und versuchen den hochkant zustellen.
Wird nicht funktionieren.
Aber mit 3 Deckeln, die sich gegenseitig abstützen funktioniert das auf einmal.
Mit 4 Deckelnund einen 5. als Deckel wird das ganze schon so stabil, dass ich weiter Karten darauf setzen kann.
(Ruhige Hand voraussgesetz)
Aber man kann bei einem "Kartenhaus" ja auch schummeln und die Kanten verkleben.
Und schon kann ich hohe Türme damit bauen.
Wir haben dann am Ende wieder unseren Pappkarton mit den vielen Zwischenböden.
Die Aussenwände des Türme von WTC waren jetzt aber keine Bierdeckel.
Sondern die bestanden aus den Stützen und den hohen Blechen in Deckenhöhe.
Die Bleche und Stützen waren in den Knoten biegesteif verbunden.
Dadurch waren sie in der Ebene der Wand sehr stabil und konnten in der Wandachse hohe Kräfte übertragen.
Die Vertikallasten wurden über die Stützen abgeleitet, die Horizontallasten in der Wandebene durch diese "Rahmen" aus Stützen und Blechen.
Ist wie ein Blatt Papier.
Versuche mal da die Kanten parallel zu verschieben, solange es plan auf der Tischplatte aufliegt.
Das schafft man erst, wenn sich das Blatt vom Tisch abhebt (Wellen schlägt)
Oder anders ausgedrückt:
Nimm mal die Decken bei den Türmen raus.
Was bleibt dann bei der Aussenwand?
400m hohe dünne Stahlstützen und horizontal ganz dünne 63m lange Bleche.
Die Stützen bleiben nicht stehen, auch wenn ich die oben horizontal festhalte.
Die sind einfach zu dünn.
Die Bleche können die Stützen auch nicht halten.
63m sind auch für die eine zu grosse Spannweite.
(hebe mal ein flach liegender Blechstreifen nur an den Enden hoch)
Die Aussenwand bleibt also nur stabil, wenn ich die regelmässig abstütze.
Und dazu dienten die Decken.
Vom Tragwerk (Statik) waren die Türme ein reines Tube-System.
Die Bezeichnung Tube in Tube bei den Türmen ist irreführend.
Der innere Tube (Kern) kam lediglich von der räumlichen Aufteilung.
Die Büros waren um diesen zentralen "Tube" angeordnet.
Dies ist aber eine räumliche Bezeichnung für den "Kern"und keine für dessen Tragfunktion.
Harry_B ich weiss Dir hätte ich es als Maschinenbauer auch anders erklären können.
Ich dachte mir aber, ich erkläre es gleich so, dass es auch technisch nicht versierte Laien verstehen.
Ich hoffe die Erklärung vom "Tube-System" kommt so auch für die normalen Leser rüber.
Als Techniker verzeihst du mir hoffentlich meine Erklärung für Laien.
Denn wenn ich schreibe, dass die Decken zur Knickaussteifung der Aussenwände und als Scheibe für die Weiterleitung der Horizontallasten in die senkrecht stehenden Wandscheiben dienten, können die wenigstens was damit anfangen.
Gruss Moses