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Daniele Ganser: Was passierte wirklich beim Terror-Anschlag vom 11. September?

Rubrik: Frontpage Was passierte wirklich beim Terror-Anschlag vom 11. September?

Published: 27.09.2005 06:00

9/11: Terror, Lug und Trug
Genau vier Jahre nach dem verheerenden Terroranschlag auf das World Trade Center in New York lud die Kultur-Institution „Rote Fabrik“ den ETH Friedensforscher Daniele Ganser am 11. September zu einem Vortrags-Abend mit anschliessender Podiumsdiskussion ein. (1) Unter dem Titel „9/11: what really happened“ klärte der ETH-Spezialist für verdeckte Kriegsführung das zahlreich erschienene Publikum darüber auf, was am 11. September neben der offiziellen Darstellung auch noch geschah. Von Jakob Lindenmeyer (www.jakob.lindenmeyer.ch/) Das Wichtigste gleich vorweg: Was wirklich zu den Terror-Attentaten am 11. September 2001 führte, das konnte auch der Sicherheitsspezialist Ganser nicht abschliessend beurteilen. Aber immerhin lieferte er den rund 150 9/11-Interessierten im vollbesetzten Clubsaal der Roten Fabrik in Zürich plausible Hintergründe und drei logisch strukturierte Erklärungs-Theorien mit einer systematischen Analyse der zwölf wichtigsten Streitpunkte.

daniele ganser

Daniele Ganser, Friedensforscher
und Spezialist für verdeckte Kriegsführung.


ETH-Forschung zur verdeckten Kriegsführung
Daniele Ganser ist Friedensforscher und Senior Researcher am ETH Center for Security Studies (CSS) (2) Sein Forschungsgebiet ist die verdeckte Kriegsführung, (3) über die „ETH Life“ zu Jahresbeginn berichtete. (4)

Um Licht ins Dunkel dieser grössten und kompliziertesten aller Verschwörungen zu bringen, organisierte Ganser im letzten Sommersemester am Historischen Seminar der Uni Zürich ein Seminar zum Thema: „9/11 – Geschichtsschreibung in den USA“. Sein Ziel lag darin, die Geschichte des offiziellen 9/11-Berichts (5) der amerikanischen Regierung mit zwei alternativen 9/11-Geschichten zu vergleichen.
Ganser untersuchte mit seinen Studenten die historischen Quellen. Obwohl sich die SeminarTeilnehmenden durch 1'800 Seiten amerikanischer Quellenliteratur quälen und eine Prüfung (6) zum 11. September absolvieren mussten, meldeten sich doch 25 interessierte Studierende aus den Bereichen Geschichte und Politologie. Jeder Student beleuchtete in einem Vortrag einen Streitpunkt der verschiedenen Geschichten, woraus sich die systematische Unterteilung der 9/11 Theorien in SURPRISE, MIHOP und LIHOP ergab.

Al-Kaida-Verschwörung unter Osama bin Laden

Die bekannteste Verschwörungstheorie und zugleich die offizielle Version des von der amerikanischen Regierung erstellten 9/11-Reports (5) ist die so genannte SURPRISE-Theorie einer Al-Kaida-Verschwörung unter Führung von Osama bin Laden.
Von Afghanistan aus soll dieser die US Regierung und ihre 15 Geheimdienste so getäuscht haben, dass letztere den Anschlag nicht verhindern konnten. Dass heute immer noch die meisten Leute diese Erklärung als die einzige mögliche Verschwörung betrachten, liegt gemäss Ganser daran, dass die SURPRISE-Theorie über 90 Prozent aller Medienabdeckung geniesst bei Berichten zum 11. September, den nachfolgenden Kriegen in Afghanistan und Irak, sowie dem Kampf gegen das Terror-Netzwerk Al-Kaida.

"Inside Job": Attentate gegen das eigene Volk

Genau das Gegenteil behauptet die MIHOP-Theorie. Die Abkürzung steht für „Make It Happen On Purpose“. Aufgrund zahlreicher Widersprüche der offiziellen Version und vielen Belegen für verdeckte Geheimdienst- und Pentagon-Operationen vor und während den Anschlägen gehen die Anhänger der MIHOP-Theorie davon aus, dass amerikanische Bundesstellen – in erster Linie Geheimdienste und das Pentagon – direkt an den Anschlägen des 11. Septembers beteiligt waren. Eine solche gezielte und von langer Hand geplante Aktion gegen das eigene Volk, um weiterere Kriege zu rechtfertigen – beispielsweise ums knapper werdende Erdöl – wird in Fachkreisen auch als "inside Job" bezeichnet.

Kennedy stoppte "hinterhältigen Plan" des Pentagons

Der älteste Hinweis darauf, dass eine MIHOP-Verschwörung überhaupt denkbar ist, stammt gemäss ETH-Forscher Ganser von 1962. Nach Fidel Castros Revolution in Kuba im Jahr 1959 scheiterte der amerikanische Auslands-Geheimdienst CIA 1961 mit seiner RückeroberungsOperation in der Schweinebucht. Im Folgejahr entwickelte darum das Pentagon mit der "Operation Northwoods" einen Attentats-Plan gegen die eigene Bevölkerung, als Rechtfertigung, um militärisch gegen Kuba vorzugehen. Einerseits war geplant, ein eigenes leeres Flugzeug über Kuba abzuschiessen, anderseits sollten aber auch Bombenattentate in Florida und Washington DC ausgeführt werden, was beides nachträglich den Kubanern zugewiesen worden wäre und den Kriegseintritt der USA bewirkt hätte. Doch der damalige US-Präsident John F. Kennedy und sein Verteidigungsminister Robert McNamara stoppten diesen „hinterhältigen Plan“ des Pentagons und verhinderten dessen Umsetzung. In der Mitte zwischen MIHOP und SURPRISE liegen die Anhänger der LIHOP-Verschwörung. Sie steht für „Let It Happen On Purpose“ und geht davon aus, dass wie in SURPRISE eine Al-KaidaVerschwörung bestand, die aber bereits ums Jahr 2000 von den amerikanischen Geheimdiensten entdeckt und danach nicht etwa gestoppt, sondern für die eigenen Zwecke instrumentalisiert und bewusst zugelassen wurde.

wtc collage
Einschlag des zweiten Flugzeugs in den SüdTurm des World Trade Centers
am 11. Septembers 2001 um 9:03 Lokalzeit in New York
(Ablauf von links oben nach rechts unten).


Schützte Pentagon die Terroristen vor dem FBI?

Ein Hinweis auf eine LIHOP-Verschwörung kommt aus der neusten 9/11 Forschung. Erst vor wenigen Wochen enthüllte Anthony Shaffer, ein 42-jähriger Agent der Defense Intelligence Agency DIA, die vorher völlig unbekannte Pentagon-Operation „Able Danger“, die vom Special Operations Command (SOCOM) in Tampa, Florida geleitet wurde. Durch „Able Danger“ wurden Mohammed Atta, der Anführer der 9/11-Terroristen, und ein weiterer 9/11-Selbstmord-Pilot schon seit Frühling 2000 überwacht, und sogar aktiv vor einer Verhaftung durch die amerikanische Bundespolizei FBI geschützt, so Shaffer. Gemäss der Einschätzung des US-Kongress-Abgeordneten Curt Weldon spielte die Operation „Able Danger“ eine wichtige Rolle bei 9/11. Weldon kritisierte daher scharf, dass die offizielle 9/11-Kommission die Operation für „historisch irrelevant“ befand und in ihrem Report (5) nicht erwähnte, obschon sie von Shaffer darüber informiert worden war.

Rätselhafter Einsturz

Wo also liegt die Wahrheit? Ganser konnte diese Frage nicht beantworten, sondern wies stattdessen auf eine lange Liste von Streitpunkten hin. Eine der verblüffendsten Weglassungen im offiziellen 9/11-Report betrifft das 48-Stockwerke-Hochhaus WTC-7, (7) das am Nachmittag des 11. Septembers in freiem Fall einstürzte, obwohl es nicht von einem Flugzeug gerammt wurde, wie dies bei den Zwillingstürmen der Fall war. MIHOP- und LIHOP-Forscher gehen deshalb von einer Sprengung von WTC-7 aus. Nur: Eine solche Installation von Sprengladungen bräuchte einige Tage Zeit und Zugang zu geschützten Bereichen des Gebäudes. Warum der Untersuchungsbericht den Zusammensturz von WTC-7 nicht in die offizielle Geschichtsschreibung (5) zum 11. September aufgenommen hatte, kann sich auch ETH-Forscher Ganser nicht erklären. Die weiteren im Seminar behandelten Widersprüche zwischen den verschiedenen Theorien betrafen u.a. die entführten Flugzeuge. Speziell A77, das Flugzeug, welches nach offizieller Erklärung ins Pentagon krachte, und UA93, welches angeblich nach einem Kampf bei Shanksville abstürzte. Bei den Zwillings-Türmen ist umstritten, ob sie nun aufgrund des Flugzeug-Einschlags einstürzten oder ob sie gesprengt wurden.

Ungelöste Insider-Geschäfte und Anthrax-Anschläge

Erst seit einem Jahre ist zudem bekannt, so Ganser, dass genau am Tag der Anschläge die Kampflieger des für die Luftverteidigung zuständigen NORAD ein Kriegsspiel ausführten, das einen Terroranschlag simulierte, und dadurch in ihrer Abwehrfunktion stark beeinträchtigt waren. Daher gelang es während über einer Stunde nicht, auch nur ein einziges der vier entführten Flugzeuge abzufangen. Ungeklärt bis heute sind auch die Insider-Geschäfte am Aktienmarkt, welche gemäss

benötigten. Ungelöst ist bis heute auch, wer die nachfolgenden Anthrax-Anschläge verübte, welche die Angst in der Bevölkerung weiter schürten.

Überwindung der Angst fördert Frieden und Freiheit

„Es scheint geradezu eine systematische Strategie zu bestehen, Angst zu verbreiten und die Kulturen gegeneinander aufzuhetzen“, kritisierte Friedensforscher Ganser. Dabei spiele der „Peak Oil“ eine wichtige Rolle, d.h. der Kampf ums knapper werdende Erdöl. Dies sei auch für die Schweiz keine gute Entwicklung. Durch wissenschaftliche Analyse sollten daher offene 9/11Fragen geklärt werden. Es müsse gelingen, in einer globalisierten Welt, in welcher sich die Kulturen stark vermischt haben, friedlich in einer freien Gesellschaft und mit gegenseitiger Achtung zu koexistieren. Dafür gelte es die Angst zu überwinden, wie dies auch ETH-Präsident Olaf Kübler im August anlässlich des Dalai-Lama-Besuchs im ETH Symposium „Fear and Anxiety“ gefordert hatte. (8)

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"Äusserst widersprüchlich und daher ungenügend",
so Gansers Urteil über den offiziellen Abschluss-Report
der “National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States”
(auch bekannt als 9/11-Commission).


Forderung nach unabhängiger Untersuchung

Die offizielle Untersuchung (5) der amerikanischen Regierung ist nach Gansers Ansicht äusserst widersprüchlich und daher ungenügend. „Am besten wäre eine neue und unabhängige internationale Untersuchung, da der Anschlag vom 11. September und die darauf folgenden Kriege noch heute viele Menschen betreffen“, fordert ETH-Forscher Ganser abschliessend.


Footnotes:
(1) Hintergrund-Informationen zur Veranstaltung "9/11 - whatreallyhappened": www.bigbrotherawards.ch/2005/911/
(2) Website des ETH Center for Security Studies (CSS): www.css.ethz.ch/
(3) ETH-Forschungsprojekt zu den Geheimarmeen der NATO: www.isn.ethz.ch/php/collections/coll_gladio.htm
(4) „ETH Life“-Bericht zur Konferenz "Nato Geheimarmeen und P26" “Die dunklen Seiten des Westens“: www.ethlife.ethz.ch/articles/NatoGeheimarmee.html
(5) Abschluss-Report der “National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States” (auch bekannt als 9/11 Commission): www.9-11commission.gov/report/index.htm
(6) 9/11-Prüfung: Wieviel Zeit verstrich zwischen den beiden Flugzeug-Einschlägen? Wann stürzten die beiden Türme ein? Was wissen Sie selbst noch über die Anschläge vom 11. September 2001? Testen Sie Ihre Kenntnisse anhand der Original-Prüfung, die auch die Seminar-Teilnehmenden zu bestehen hatten. Online unter: www.lindenmeyer.ch/911/selbsttest.pdf
(7) Websites mit Hintergrund-Informationen und Videos über den Einsturz des Hochhauses WTC-7: www.wtc7.net und www.whatreallyhappened.com/wtc7.html
(8) ETH Life-Bericht zum Besuch des Dalai Lama am ETH-Symposium "Fear and Anxiety": „Ozean der Weisheit trifft Wissenschaft“: www.ethlife.ethz.ch/articles/dalailama.html


Quelle Originalbeitrag: ETH- Life : Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich
Link zur Webseite des Autors: http://www.jakob.lindenmeyer.ch/

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