Retrospektive
Der Überfall auf den Sudan
- 20 November 2010
- administrator
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Gladio und Terror in Deutschland: Das Oktoberfestattentat
- 16 November 2010
- Reinhard Jellen
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Teil 2 des Interviews mit Daniele Ganser über Terroranschläge in Westeuropa, blockierte Ermittlungen in Deutschland und die These vom manipulierten Terror im "War against terror".
Der Bombenanschlag im Bahnhof von Bologna
- 16 November 2010
- Paul Schreyer
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Es war das schlimmste Attentat in der italienischen Geschichte. Bei einer gewaltigen Explosion im Bahnhof von Bologna starben am 2. August 1980 85 Menschen, zweihundert wurden verletzt.
Damit war das Attentat von Bologna der Höhepunkt in einer langen Reihe von Morden und Bombenanschlägen, die das Land zuvor immer wieder in tiefe Verunsicherung gestürzt hatten. Zum Terror der linksextremistischen Roten Brigaden gesellte sich auf der Gegenseite jener der Neofaschisten. Doch während sich die linken Staatszerstörer am Ende als verirrter Haufen in einer ideologischen Sackgasse erwiesen, hatten die Neofaschisten offenbar Freunde in höchsten Kreisen des Staatsapparates.
Pearl Harbor
- 14 November 2010
- Andreas Hauß
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Und so ahnen wir auch, wie denn überhaupt der "Perlenhafen" so voller US-Kriegsschiffe sein konnte, mitten im Pazifik. Die US-Bürger wußten zwar Bescheid über die deutschen und die japanischen Aggressionen, aber selbst fühlte man sich nicht sehr bedroht. Präsident Roosevelt hatte die USA nicht in den zweiten Weltkrieg eingebracht.
Statistik - Todesopfer des Terrorismus in Europa
- 05 March 2009
- Elias Davidsson
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Die Behauptungen der Regierungen...
Der Sicherheitsrat der Vereinigten Nationalen bezeichnete in seinem Beschluss vom 8. Oktober 2004 den Terrorismus als „eine der grössten Bedrohungen für den Frieden und die Sicherheit.“
Die Europäische Union hat vor einer Terrorgefahr für Europa aus dem Irak gewarnt. Für die Geheimdienste stehe fest, "dass junge Muslime aus Europa in den Irak gereist sind, um ein militärisches Training zu erhalten". Das sagte der EU-Sonderbeauftragte für die Terrorbekämpfung, Gijs de Vries, der "Berliner Zeitung“. (Quelle: Handelsblatt 4.12.2004)
EU-Koordinator zur Terrorbekämpfung, Walter Posch: „Prinzipiell hat es für den EU-Raum immer eine terroristische Bedrohung gegeben, in den letzten Jahren hat die Bedrohung durch religiöse Extremisten aus dem Nahen und Mittleren Osten aber zugenommen. Seit dem 11. September 2001 ist alles vorstellbar.“ (Quelle: tagesschau.de 7.7.2005)
Generalbundesanwältin Monika Harms hat vor möglichen Terroranschlägen in Deutschland gewarnt und die Bürger zu mehr Wachsamkeit aufgerufen. "Wir müssen sehr, sehr wachsam sein." Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, schlossen sich dieser Einschätzung an. "Es liegt etwas in der Luft", sagte Freiberg dem Hamburger Abendblatt Sonntags. "Unsere Nervosität nimmt zu, weil bei intensiven Ermittlungen immer wieder deutlich wird, dass in Deutschland Islamisten leben, die zu Anschlägen bereit sind." (Quelle: Abendblatt.de 12.11.2006)
Gilles de Kerchove ist Anti-Terror-Beauftragter der Europäischen Union. Im Gespräch mit DerWesten warnt er vor radikalen jungen Muslimen: „Wenn wir uns die Entwicklung des letzten Jahres anschauen, gibt es schon Grund zur Sorge. Islamisten planten Anschläge in Deutschland, in den Niederlanden gab es Festnahmen, in Dänemark, Barcelona ist ebenfalls nur knapp einer Anschlagsserie entgangen. Viele dieser Terroristen haben Verbindungen nach Pakistan.“ (Quelle: DerWesten, Portal der WAZ Mediengruppe, 29.5.2008)
...und die Realität
Berichte der EU oder der einzelnen Regierungen der EU über die Gefahr des Terrorismus, beinhalten keine Angaben über den Ausmaß dieser Gefahr für die Bevölkerung Europas, d.h. keine Zahlen über Opfern des Terrorismus.
Am 5. März 2009 wurde durch die Google Suchmaschine versucht Datensammlungen über Terrorstatistik in Europa zu finden. Die folgende Suchformulierungen wurden eingetippt:
"statistics on european terrorism" - "statistics on terror in europe" - "statistics on terrorism in europe" - "european statistics on terrorism" - "european statistics on terror" - "terror statistics europe" - "terror statistics in europe" - "terrorism statistics, europe" - "terrorism statistics in europe" - "terror deaths in europe" - "terrorism deaths in europe" - "deaths from terrorism in europe".
Die Suche ergab kein einziges Link.
Die folgende Statistik über Todesopfer des Terrorismus beruht auf der Datensammlung des amerikanischen MIPT Terrorism Knowledge Base (http://www.tkb.org/). Diese Datesammlung ist nicht mehr öffentlich zugänglich. Diese Zahlen können aber in eine andere amerikanische Datensammlung gefunden werden: http://www.start.umd.edu/data/gtd/ (Global Terrorism Database).
Todesopfer des Terrorismus in West-Europa
Land / Jahr |
2001 |
2002 |
2003 |
2004 |
2005 |
2006 |
2007 |
2008 |
Österreich |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Belgien |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Denmark |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Finland |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Frankreich |
2 |
6 |
2 |
1 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Deutschland |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Griechenland |
0 |
0 |
1 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Island |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Irland |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Italien |
0 |
0 |
0 |
2 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Luxemburg |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Holland |
0 |
1** |
0 |
1** |
0 |
0 |
0 |
0 |
Norwegen |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Schweden |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
|
Portugal |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Spanien |
16 |
7 |
4 |
191* |
0 |
0 |
2 |
14 |
Großbrittanien u. Nord-Irland |
9*** |
4*** |
1*** |
0 |
56* |
0 |
0 |
0 |
Schweiz |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Insgesamt |
27 |
18 |
8 |
195 |
56 |
0 |
2 |
14 |
* Ob die Anschläge in Madrid am 11. März 2004 und in London am 7. Juli 2005 tatsächlich von Islamisten begangen oder von Geheimdienste inszeniert wurden, ist noch nicht geklärt.
** Diese Anschläge sollten als einfache Morde, und nicht als Terroranschläge klassifiziert werden.
*** Da der Konflikt in Nord-Irland gelöst ist, wird nicht mehr mit Terroranschläge in Nord-Irland gerechnet.
Ein Arbeiter, der morgens zur Arbeit fährt, riskiert 390-mal mehr in einem Autounfall zu sterben, als von einem Terrorist getötet zu werden. Die Wahrscheinlichkeit in einem Terroranschlag zu sterben ist ähnlich jene von einem Blitz erschlagen zu sein. In Deutschland werden jährlich über 800 Menschen getötet, dabei keiner von Terroristen.
Die Zahlen über Terroropfer in Europa zeigen dass Terrorismus keine Bedrohung für die Gesellschaft, die Wirtschaft, die nationale Sicherheit oder den Frieden, darstellt. Die Bezeichnung des Terrorismus als „eine der grössten Bedrohungen für den Frieden und die Sicherheit“ ist daher ein Betrug.
Mit freundlicher Genehmigung von Elias Davidsson http://www.aldeilis.net
Bei der Terroristenjagd im Sauerland ließ man zwei Verdächtige entkommen
- 04 March 2009
- Jürgen Elsässer
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Der Drahtzieher und der vierte Mann
(iz) Gruselstunde zu bester Sendezeit: Am Montag Abend sendete die ARD eine neue Folge in der beliebten Feierabendserie "Die islamistische Weltverschwörung". Zwar wurde man in der 45minütigen Doku-Soap nicht so kreuz und quer über den Erdball gejagt wie im zeitgleichen ZDF-Straßenfeger "Entführt", den ich zugunsten der medienkritischen Betrachtung im Ersten leider abbrechen mußte. Aber immerhin: Das Netz der fundamentalistischen Spinne spannte sich von der deutschen Provinz bis zu den Höhen des Hindukusch, wo unsere Bundeswehr seit beinahe acht Jahren das Vaterland verteidigt.
Ein Haar in der Ermittlersuppe
- 16 February 2009
- Gerhard Wisnewski
- Hits: 3709
Bundeskriminalamt findet angeblich Haar von Grams an Rohwedder-Tatort
Am 1. April 1991 starb Treuhand-Chef Detlev-Karsten Rohwedder durch den präzisen Schuß eines Scharfschützen. Aufgrund eines mit „RAF" signierten „Bekennerschreibens" stand für die Behörden die Täterschaft der linken Terrorgruppe fest. Der Haken an der Sache: die angeblichen Bekennerschreiben sind kein Beweis für eine Täterschaft, weil sie keine kriminalistisch verwertbaren Merkmale tragen, die einer bestimmten Tätergruppe zugeordnet werden könnten. Siehe dazu ausführlich „Das RAF-Phantom".
Verdächtig ist desweiteren, daß während kriminelle „Superhirne" wie der Reemtsma-Entführer Thomas Drach bereits nach zwei Jahren verhaftet werden konnten, zehn Jahre lang angeblich auch nie die leiseste Spur zu dem Mörder von Detlev Karsten Rohwedder führte. Noch länger tappen die Behörden im Dunkeln bei den angeblichen „RAF"-Opfern Karl Heinz Beckurts (1986), Gerold von Braunmühl (1986) und Alfred Herrhausen (1989). Für Morde ist das ganz untypisch. Normalerweise beträgt die Aufklärungsquote von erkannten Morden 95 Prozent, und zwar deshalb, weil es sich bei Morden um sogenannte „Beziehungstaten" handelt. Nur aus einer starken privaten und/oder geschäftlichen Beziehung heraus erwachsen die mächtigen Motive, die zu einem Mord führen können.
Die „RAF"-Theorie soll die Öffentlichkeit glauben machen, daß es sich hier NICHT um Beziehungstaten handelt, sondern daß sich Terroristen ihre Opfer, mit denen sie sonst nichts zu tun haben, nach irgendwelchen politischen Überlegungen heraussuchen. Das ist jedoch nur eine Cover-Story. In Wirklichkeit stecken auch hinter den „RAF"-Morden mächtige Beziehungsmotive, wahrscheinlich geschäftlicher Natur.
In jedem Fall stehen die Behörden nunmehr seit zehn bis 15 Jahren unter erheblichem Druck zu erklären, warum sie Entführer wie Thomas Drach fassen können, die Mörder höchster Repräsentanten des Staates und der Wirtschaft aber nicht. Die zunächst als „Dritte Generation" der „RAF" Verdächtigten brachen einer nach dem anderen weg: Christoph Seidler (zunächst für das Herrhausen-Attentat verantwortlich gemacht) mußte freigelassen werden, ebenso Barbara Meyer. Andrea Klump (ebenfalls in Sachen Herrhausen verdächtigt) konnte ebenfalls nicht für ein „RAF"-Attentat verurteilt werden. Vor nicht allzu langer Zeit mußte der Generalbundesanwalt sogar die Fahndungsplakate abhängen, der Verfassungsschutz räumte die Möglichkeit ein, daß überhaupt keiner der auf den Fahndungplaketen Gesuchten jemals der „RAF" angehört hat.
Das verstärkt den Erklärungsdruck natürlich erheblich: Wer hat die Attentate denn nun begangen?
In dieser Situation soll den Behörden offensichtlich ein Haar aus der Klemme helfen. Gefunden wurde es angeblich auf einem Handtuch am Rohwedder-Tatort. Das BKA will nun eine moderne Methode entwickelt haben, mit der sich dieses Haar Wolfgang Grams zuordnen lassen soll.
Dazu ist festzustellen:
- Das angebliche Handtuch taucht aus dem Nichts auf. Bisher war noch nie davon die Rede, daß am Rohwedder-Tatort ein Handtuch gefunden worden sein soll.
- Warum sollten so professionelle Täter, die mit Sicherheit in der Lage waren, ihre Spuren an einem Tatort zu kontrollieren, eine solche wichtige Spur hinterlassen?
- Das BKA hat sich nach Aussagen von Experten in der Genanalyse von Haaren bisher noch nie besonders hervorgetan - nun soll es plötzlich die Speerspitze der Forschung bilden?
- Das Haar beweist für sich genommen gar nichts, weil es sich nur um eine indirekte Spur handelt. Eine direkte Spur wäre beispielsweise ein Fingerabdruck an einem fest am Tatort verankerten Gegenstand (z.B. Türklinke). Das Haar kann irgendwie an den Tatort gekommen sein.
- Selbst die Bundesanwaltschaft will Grams auf dieser Grundlage nicht als Tatverdächtigen, ja nicht einmal als Tatbeteiligten einstufen.
- Dieser angebliche Beweis, wofür auch immer, muß weder einem Gerichtsverfahren noch der Überprüfung durch einen Verteidiger standhalten, da Wolfgang Grams seit 1993 tot ist.
- Es fällt doch sehr auf, daß nun ausgerechnet einer der wenigen Toten der vermeintlichen dritten „RAF-Generation", der sich nicht mehr wehren kann, als Täter für die offensichtlich unaufklärbaren Attentate infrage kommen soll.
Die Frage ist doch, ob die Bundesanwaltschaft irgendwann ein lebendes RAF-Mitglied wird vorweisen können, das eines der Attentate begangen hat.
Bei Herrn Leyendecker klingelts nicht
- 16 February 2009
- Gerhard Wisnewski
- Hits: 3720
SZ-Chefenthüller tappt bei RAF-Spurensuche im Dunkeln
Eine Spurensuche in Sachen "RAF" sollte es werden, und das Publikum durfte gespannt sein, was der Chefenthüller ("Spendenaffäre") der Süddeutschen Zeitung im SZ-Magazin vom 11.5.2001 wohl an Erkenntnissen zu bieten haben würde über jene geheimnisvollen Mörder, die seit 1984 unerkannt unter dem Label "RAF" morden. Zunächst mal fällt das geradezu liebevolle Verständnis auf, das der angebliche Enthüller für die auf der ganzen Linie gescheiterten Fahnder aufbringt. Wer mit Amokläufern um die Wette renne, könne noch so tüchtig sein, am Ende müsse er doch "wegen Seitenstechens aufgeben", meint er.
Arme Kerle, diese Fahnder. Aber logisch ist das nicht. Denn Amokläufer veranstalten zwar alles Mögliche, aber daß sie besonders schnell rennen können, ist bisher noch nicht nachgewiesen worden. Leider geht es in der Argumentation von Herrn Leyendecker, der hier einen auffällig engen Schulterschluß mit dem BKA demonstriert, ähnlich schief weiter. Für einen angeblich unabhängigen Journalisten lobt Leyendecker die Beamten vom Bundeskriminalamt auf peinliche Weise in den höchsten Tönen: "Seit anderthalb Jahrzehnten mühen sich Dutzende der besten Kriminalisten, der versiertesten Staatsschützer, der gewieftesten Zielfahner, die dritte Generation der Rote Armee Fraktion (RAF) zu fassen, doch die Jagd nach den Killern führte ins Nichts."
Genau hier müßte es eigentlich bei einem zünftigen Enthüller klingeln: Was ist da los? Woher diese auffällige Unfähigkeit bei den Behörden? Schließlich wurde beispielsweise das "Superhirn" Thomas Drach, Entführer von Jan Philipp Reemtsma, bereits nach zwei Jahren gefaßt. Seine Spur hatte das BKA sogar noch wesentlich früher aufgenommen. Daß er sich in einem völlig anderen Teil der Welt verkroch, nützte ihm gar nichts. Und woran liegt das? Eben daran, daß solche Verbrechen nicht im luftleeren Raum verübt werden können: weder Entführungen noch Morde. Es gibt immer Spuren, Zeugen, Komplizen und Helfershelfer, mit deren Hilfe man schließlich auf die Fährte des Täters kommen kann - wenn man will. Von den Mördern von Siemens-Vorstand Karl Heinz Beckurts (ermordet 1986) und anderen will das BKA jedoch seit 15 Jahren nicht die leiseste Spur zu Gesicht bekommen haben. Doch bei Herrn Leyendecker klingelt gar nichts. Statt dessen sollen wir glauben, daß es irgendjemandem hierzulande gelingt, ein knappes halbes Dutzend höchster Repräsentanten des Staates und der Wirtschaft zu ermorden, ohne daß es auch nur die leiseste Hoffnung gibt, ihn zu fassen. Das perfekte Verbrechen, und zwar gleich mehrfach?
Kein Wunder, daß hier Zweifel aufkamen, ob die "RAF" diese Morde überhaupt wirklich verübt hat - jedenfalls bei anderen Journalisten kamen diese Zweifel auf. Zumal fast alle auf den Fahndungsplakaten als Mitglieder der dritten Generation Gesuchten inwischen wieder aufgetaucht sind und die Beschuldigungen gegen sie in sich zusammenbrachen.
Es ist noch nicht lange her, da ließ der Generalbundesanwalt die Fahndungsplakate abhängen. Seither wurden die alten Gesichter nicht durch neue ersetzt. Totale Kapitulation. Für einen Journalisten eigentlich ein Alarmzeichen. Doch Herrn Leyendecker scheint nur eins wichtig zu sein: Daß es die "RAF" gewesen sein soll. Daran klammern sich die angeblich so unwissenden Fahnder fest und Leyendecker hilft ihnen dabei: "Dass hinter den Morden, trotz allem Geraune (das Geraune ist 465 Seiten stark und heißt "Das RAF-Phantom" - das nur nebenbei; G.W.), die RAF steckte, haben die Täter in ihren Bekennerschreiben mit der Sorgfalt deutscher Notare selbst beurkundet."
Da darf man gespannt sein - deutsche Notare gelten schließlich als besonders gewissenhaft. Sie prüfen Identitäten sorgfältig und erkennen Unterschriften nur nach Vorlage eines Lichtbildausweises an. In Sachen "RAF" bietet Leyendecker folgende "Beweise" für die Identität der Täter an:
- Sie frankierten ihre Post immer mit Briefmarken, die Frauenmotive zeigten
- bei den fiktiven Absenderangaben war der Vorname stets abgekürzt
- die Tarnadresse hatte grundsätzlich mit Bäumen zu tun
- bei allen "Erklärungen" seit 1986 wurde nur Papier mit dem Wasserzeichen "Römerturm Klanghart" verwendet
Vorausgesetzt, das alles würde stimmen: hätte jemand mit diesen Merkmalen eine Chance, vor einem Notar einen Identitätsbeweis anzutreten? Natürlich nicht. Hätte irgendjemand anhand dieser "Beweise" eine Anklage zu vertreten, würden sich Gericht und Verteidigung kaputt lachen. Nur spaßeshalber habe ich einmal eine Druckerei nach diesem Wasserzeichen gefragt. Es wurde mir versichert, daß es „bei jedem Druckbetrieb" erhältlich ist.
Aber da war doch noch der sagenhafte "RAF"-Stern? Fehlanzeige: Selbst Leyendecker räumt ein, daß die angebliche „RAF" gleich zwei davon verwendete:
- entweder ein roter, fünfzackiger Stern mit den weißen Großbuchstaben RAF auf schwarzer Maschinenpistole
oder
- ein rot umrandeter weißer, fünfzackiger Stern mit den weißen RAF-Lettern auf dem Hintergrund einer roten Maschinenpistole.
Zwei Unterschriften also? Herr Notar, übernehmen Sie!
Bei all diesen Ausführungen ist überdies besonders interessant, was Herr Leyendecker unterschlägt. Zum Beispiel,
- daß eine "Erklärung" noch kein Bekennerbrief ist. Bei den "RAF"-Erklärungen handelt es sich vielmehr um von Anschlägen losgelöste politische Pamphlete. Wobei auch hier das Wasserzeichen,wenn es denn vorhanden sein sollte, natürlich gar nichts beweist
- daß die Bekennerbriefe selbst zum Teil nur als Fotokopie bei den Behörden eingingen - wo bleibt da das Wasserzeichen?
- daß auch der "RAF"-Stern dann nur als Fotokopie vorliegt, wie sie jeder anfertigen kann, der irgendwo in einer Zeitschrift einen RAF-Stern sieht, ausschneidet, aufklebt und fotokopiert. Wie die Täter im Fall Beckurts. Dort sieht man deutlich neben dem Stern einen Fotokopie-Schatten, wie er entsteht, wenn etwas ausgeschnitten, aufgeklebt und fotokopiert wird.
Aber selbst WENN die Täter immer dieselben, eindeutig identifizierbaren Markenzeichen verwendet hätten, - was nachweislich nicht stimmt -, und selbst wenn diese Markenzeichen eine authentische Aussagekraft hätten - was nachweislich ebenfalls nicht stimmt: Könnte man dann von einer Identifizierung der "RAF" sprechen?
Nein. Man könnte höchstens davon sprechen, daß die Täter jeweils identisch waren, daß die Taten also immer von denselben Tätern begangen wurden. Der Identität der Täter oder der Gruppe, der sie angehören, ist man damit keinen Schritt näher gekommen. Leute wie Andreas Baader oder Susanne Albrecht (verurteilt wegen des Attentates auf den Dresdner-Bank-Mann Jürgen Ponto) wußten das noch. Sie haben deshalb Papiere mit ihrem Fingerabdruck bzw. mit einer handschriftlichen Unterschrift autorisiert.
Überdies ist das ein wichtiger Bruch in Leyendeckers Argumentation: Man kann nicht behaupten, daß die Fahnder gar nichts wüßten und dann so tun, als wüßten sie aber genau, daß die "RAF" der Täter war. Entweder kann man Spuren verfolgen oder nicht. Entweder kann man ermitteln oder nicht.
Das peinlichste Kapitel in Leyendeckers Traktat kommt am Schluß: Spaltenweise widmet er sich einer kriminalistischen Nullnummer, nämlich der „forensischen Textanalyse", die behauptet, der Identität von Tätern anhand der Ausdrucksweise näherkommen zu können. Das ist längst als Scharlatanerie entlarvt. Unvergessen ist beispielsweise der Textgutachter, der einen Angeklagten anhand der falsch geschriebenen Abkürzung für „zum Beispiel", nämlich „z.b.", als Autor eines Bekennerbriefes überführen wollte. Leider war dem Gutachter nicht aufgefallen, daß er diesen Schreibfehler in seiner eigenen Expertise ebenfalls gemacht hatte.
Wer mit Scharlatanerie argumentiert, sollte vielleicht etwas zurückhaltender sein, anstatt die Arbeit von anderen Journalisten als „Unsinn" abzuqualifizieren. Warum ein so renommierter Journalist seinen guten Ruf mit einem solch substanzlosen Elaborat zur Verteidigung der deutschen Sicherheitsbehörden beschädigt, wissen wir nicht. Die Autoren des Buches "Das RAF-Phantom" haben Herrn Leyendecker schon vor Jahren ausdrücklich zum Meinungsaustausch eingeladen - ein Angebot, auf das er bis Heute aus unbekannten Gründen nicht eingegangen ist.
Grams bei den Rechten?
- 16 February 2009
- Gerhard Wisnewski
- Hits: 5360
Vergangenheit des Vorzeige-RAF-Manns wird immer dubioser
Der 27. Juni 1993 wird vielen Menschen in Erinnerung bleiben. An diesem Tag kam es zu einer denkwürdigen Schießerei auf dem Bahnhof von Bad Kleinen in Mecklenburg- Vorpommern, bei der zwei Menschen getötet wurden: Der angebliche Terrorist Wolfgang Grams und der GSG 9-Mann Michael Newrzella.
Auch das Ehepaar Knut und Ursel Müller staunte möglicherweise nicht schlecht. Knut und Ursel Müller werden zur Prominenz der rechtsradikalen Szene gezählt. Ursel Müller ist seit 1991 Vorsitzende der Hilfsorganisation Nationaler Gefangener (HNG), die sich um aus ihrer Sicht politische Gefangene aus der rechten Szene kümmert.
Hier ein Zitat aus dem "web gegen rechts" (http://www.parlament-berlin.de/wgr/first.html): "Die 1979 gegründete HNG hatte 1998 450 Mitglieder. Im letzten Jahr konnte sie ihre Mitgliederzahl noch weiter erhöhen. Sie veröffentlicht monatlich die mit einer Auflage von 600 Stück erscheinenden Nachrichten der HNG. Vorsitzende ist seit 1991 Ursula Müller. Der HNG gehören fast alle führenden Köpfe der rechtsextremistischen Szene an. Die HNG vermittelt Anwälte für rechte politische Gefangene und auch finanzielle Hilfen für deren Angehörige. Desweiteren betreut sie Gefangene, die in der Regel nach der Haftentlassung der Organisation beitreten."
Knut und Ursel Müller staunten deshalb wahrscheinlich nicht schlecht, weil ihnen eine der beiden Leichen vom 27. Juni 1993 bekannt vorkam. Bisher dachten sie allerdings, dieser Mensch sei einer von ihnen gewesen: Wolfgang Grams. "Laut Kamerad Kurt Müller hatte Grams gerne und mit Interesse an den regelmäßigen Kameradschaftsabenden bei den Müllers in Mainz teilgenommen", schreibt die rechte Zeitschrift "Zentralorgan" (4/98). Dasselbe Blatt veröffentlichte ein Interview mit Frau Müller.
Danach kam Wolfgang Grams "an einem Dienstag zu unseren wöchentlichen Treffs, wann das genau war, weiß ich heute nicht mehr, jedenfalls vor seiner 'RAF'-Zeit." Er habe reges Interesse an den politischen Aktivitäten der Rechten gezeigt, sich aber nicht aktiv beteiligt.
Besonders in Erinnerung geblieben ist Frau Müller, daß Grams die Gruppe "immer zu Gewalttaten aufforderte und drängte." Der Kontakt mit ihm habe geendet, "weil wir uns mit seinen Gewaltideen nicht identifizieren konnten, jedenfalls nicht in der Tat."
Ob Grams ein Antifa-Spitzel oder ein Verfassungsschutz-Spitzel gewesen sei, wisse sie nicht, sagt Frau Müller weiter.
Die Frage ist, ob ein Mann wie Grams wirklich zum Vorzeige-RAF-Mann der Bundesanwaltschaft taugt: Was trieb Wolfgang Grams bei den Rechten? Stachelte er sie wirklich zu Gewalttaten an und warum? Ging es ihm nur um Gewalt, und um sonst gar nichts?
Wie kann ein Mann mit einer solchen ambivalenten politischen Identität die Energie aufbringen, in der Bundesrepublik "anspruchsvollste" linksterorristische Attentate zu begehen? Attentate, hinter denen, sollten sie wirklich politischen Einstellungen entsprungen sein, zweifellos eine enorme politische Motivation stecken muß.
Immer vorausgesetzt, die Schilderungen von Frau Müller stimmen: Dann würde Wolfgang Grams' Verhalten sehr viel besser zu einem vielseitig verwendbaren V-Mann und Provokateur irgendeines Verfassungsschutzamtes passen, als zu einer authentischen politischen Gruppierung. Eindringen in politische Gruppen und "Initiativeinbringung" zur Begehung von Anschlägen gehören zum typischen Verhalten solcher V-Leute.
Interessanterweise wimmelt es ja im Bereich der angeblichen "RAF" nur so vor lauter V-Leuten:
Der V-Mann Siegfried Nonne behauptete Anfang der 90er Jahre, die angeblichen Herrhausen-Attentäter Christoph Seidler und Andrea Klump bei sich beherbergt zu haben. Nonne widerrief diese Aussage alsbald vor den laufenden Kameras eines WDR-Fernsehteams (bestehend aus den Autoren des "RAF-Phantoms" plus der Fernsehautorin Monika Wagener) und behauptete, der Verfassungsschutz habe ihn zu der Aussage erpreßt. Christoph Seidler stellte sich später und wurde umgehend auf freien Fuß gesetzt. Andrea Klump konnte wegen keines einzigen "RAF"-Anschlages verurteilt werden.
Der V-Mann Klaus Steinmetz schaffte es angeblich, in den "Kern" der "RAF" vorzudringen und am 27. Juni 1993 die angeblichen Terroristen Wolfgang Grams und Brigit Hogefeld ans Messer zu liefern. Steinmetz' Karriere begann nicht etwa als Superermittler, sondern als Kleinkrimineller mit einem Hang zu Autohauseinbrüchen. Einer dieser Einbrüche wurde von den Behörden so sorgfältig dokumentiert, daß sich Steinmetz möglicherweise etwas leichter zu einer Zusammenarbeit mit den Behörden entschließen konnte.
(Das sind nur die wichtigsten Beispiele für V-Leute im Terrorismus-Bereich. Weitere finden sich im "RAF-Phantom".)
War dann Bad Kleinen vielleicht bloß ein Treffen unter V-Männern und vielleicht sogar V-Frauen (denn schließlich fragt sich ja, ob seine "Geliebte" Hogefeld ähnlichen Aktivitäten nachging wie Grams), aus dem die Behörden dann die Festnahme der "RAF-Kommandoebene" inszenierten?
Gut möglich. Vielleicht aber auch nicht.
Fest steht nur, daß, wenn die Schilderungen über Grams' Vergangenheit stimmen, sich die Bundesanwaltschaft einen neuen Kronzeugen für die Existenz der furchtbaren "Dritten RAF-Generation" suchen muß.