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Back Unter falscher Flagge

Retrospektive

BLACK OUT BRD

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Außen emotional, innen hohl

Der Film Black Box BRD bietet ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie man es schafft, ein hochbrisantes Thema anzufassen, ohne eine der brenzligen Fragen auch nur zu streifen. Fast schon peinlich, wie sich die Autoren durch dieses politische Minenfeld bewegt haben, oder besser: wie sie darüber hinweg geschwebt sind. Da haben sie nun wichtige Freunde und Angehörige eines angeblichen "RAF"-Täters und -Opfers vor die Kamera bekommen und bringen es fertig, von ihnen eigentlich nichts wissen zu wollen. Zum Beispiel:

- wer ihrer Meinung nach die Täter im Fall HH waren

- wie sie sich die notorische Fahndungsmisere erklären

- welche Feinde HH eigentlich wirklich hatte

Eine wirkliche und authentische "RAF" kann nicht zu seinen Feinden gezählt haben, denn HH verfolgte zum Zeitpunkt seines Todes eines der wichtigsten Ziele der Linken: die Entschuldung der Dritten Welt. Die selbsternannten Revolutionäre hätten sich glatt ihren wichtigsten Verbündeten im Establishment weggebombt. Wir dürfen das HH-Attentat jedoch nicht für einen Akt der Dummheit halten - dafür steckte in seiner Ausführung viel zuviel Intelligenz.

Der Film Black Box BRD wird von keinerlei Erkenntnis- oder Vermittlungsinteresse geleitet. Er will nichts verstehen und auch nichts erklären. Er will nur eins: Er will Herrhausen und Grams in Zusammenhang bringen. Black Box BRD erweckt den durch nichts zu rechtfertigenden Eindruck, HH und der angebliche "RAF"-Mann Grams hätten etwas miteinander zu tun gehabt. Er tut dies durch die Auswahl der Personen und das Kinoplakat, auf dem die Konterfeis von HH und Grams verschmelzen. Die Kombination Grams/HH erweckt einen Eindruck, der sich durch keine Ermittlungsergebnisse rechtfertigen läßt und der sich nur schwer wieder auffangen läßt - auch dann, wenn man den Film gesehen hat. Denn entscheidend ist, was hängenbleibt, vor allem auch bei der großen Mehrzahl der Leute, die von dem Film nur GEHÖRT oder GELESEN hat. Denn was übrigbleiben wird von diesem hohlen Werk, ist: Das Herrhausen-Attentat, das war doch irgendwie Grams, da gabs doch mal 'nen Film. Das ist die einzige wirkliche (und durch nichts gestützte) Botschaft des Films - ist dies auch sein einziger Sinn?

Möglich, denn die lange Liste der Förderanstalten im Abspann beweist, daß Black Box BRD in jeder Hinsicht politisch willkommen gewesen sein muß.

Die vielseitig verwendbare Leiche Grams hat mit diesem Film eine erstaunliche Karriere gemacht. Grams kommt nun in Frage für folgende Tötungsdelikte:

- den Polizeibeamten Michael Newrzella in Bad Kleinen 1993

- sich selbst in Bad Kleinen 1993

- Detlev Karsten Rohwedder 1991 (durch angebl. gefundene Haare)

- Alfred Herrhausen 1989

Die letzten beiden Verdachtsmomente werden nicht explizit geäußert, aber der Öffentlichkeit durch angeblich gefundene Beweismittel (Haare von Grams) oder propagandistische Gegenüberstellungen (Black Box BRD) nahegelegt. So wird aus einer Leiche ein Topterrorist, und in dieses Schauspiel paßt Black Box BRD als kleines Rädchen im Uhrwerk bestens hinein.

In Wirklichkeit ist die Täterschaft Grams' in keinem einzigen dieser Fälle erwiesen, und zwar aufgrund massiver Beweismittelmanipulation durch das Bundeskriminalamt am Tatort Bad Kleinen. Es gibt eigentlich keinen Grund anzunehmen, daß das BKA im Fall Grams neuerdings sauber ermittelt und der angebliche Haar-Beweis Hand und Fuß hat. Im Gegenteil ist zu befürchten, daß das BKA mit seiner Beweismittelmanipulation fortfährt, um Grams zum Kerntäter der nebulösen Dritten Generation zu machen. Über Grams können die Fahnder das Blaue vom Himmel herunter behaupten, da ihre Beweise aufgrund des Todes des Beschuldigten keinem Gerichtsverfahren standhalten müssen. So werden möglichst viele der Taten der Dritten Generation in der Person Grams gebündelt, um den Eindruck der Aufklärung zu erwecken. In Wirklichkeit ist gar nichts aufgeklärt, nicht einmal, wer Wolfgang Grams und Michael Newrzella am 27. Juni 1993 wirklich erschoß.

Interessant ist übrigens, was seine Lebensgefährtin Birgit Hogefeld in einem Porträt über ihn schrieb. Nach ihrer intimen Kenntnis war Grams "ein sehr ruhiger, eher in sich gekehrter Mensch. Schon an seiner Art sich zu bewegen, war ihm anzumerken, daß Hektik und jede Form von Streß seinem Naturell zuwider lief."

Sieht so ein Guerillakämpfer aus, der nicht nur perfekte Attentate ausklügelt, sondern auch die kleine Unbequemlichkeit auf sich nimmt, von einem der effektivsten Fahndungsapparate der Welt gejagt zu werden? Natürlich nicht.

Erst wenn man dieses Porträt genauer liest, merkt man, wie schlampig es zusammengefummelt wurde und wieviele Widersprüche in ihm stecken.

So zitiert Hogefeld beflissen "Meine Genossinnen und Genossen aus der RAF". Die Dunkelmänner, die nach Grams Tod ebenfalls ein Psychogramm ihres angeblichen Mitkämpfers fabriziert haben, rühmen »seine Skepsis gegenüber vorschnellen Entscheidungen, seine Geduld, etwas auch mehr als einmal zu hinterfragen, was von allen anderen Genauigkeit in der Auseinandersetzung gefordert hat und was nicht immer bequem war - damit hat er z. B. dafür gesorgt, alle Aspekte der Situation oder der eigenen Vorstellung anzusehen und nicht nur die Aspekte wahrzunehmen, die einen selbst bestätigen.«

Donnerwetter. Und wie konnte es einer von diesem Glanzlicht mitgetragenen "RAF" dann passieren, ausgerechnet einen Mann wie Herrhausen umzubringen? Jemanden, der bereits die Forderungen der grünen Opposition im Bundestag und der Kritischen Aktionäre der Deutschen Bank vertrat?

Solche Annahmen können eigentlich nur auf einem Black Out beruhen - auf einem Black Out BRD.

Link zum original-Artikel: http://www.gerhard-wisnewski.de/Bucher/Das-RAF-Phantom/Archiv-News-um-die-RAF-vom-Feb-2001-bis-Juni-2001.html

Autor Gerhard Wisnewski

Datum 2001

Im Labor der Bundesanwaltschaft: Wie ein RAF-Phantom entsteht

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Neue "RAF" wird an den Haaren herbeigezogen/Behörde zeigt Nerven

So ärgerlich die substanzlose Geschichte mit der angeblichen "Neuen RAF" auch ist - wir dürfen für diesen Fall trotzdem dankbar sein. Gibt er uns doch die einmalige Gelegenheit, einen Blick in das Labor der Bundesanwaltschaft zu tun und direkt mitzuverfolgen, wie ein neues RAF-Phantom entsteht.

Man nehme:

- irgendeinen Überfall, am besten Bank oder Geldtransport

- man behaupte: bei diesem Überfall wurden Spuren von bestimmten Personen gefunden

- man behaupte weiter, daß diese Personen Geld nicht nur so rauben, sondern damit bestimmt eine neue Terror-Gruppe gründen wollen

- man speise nun den ganzen Behauptungsbrei in die nationale Pressemaschine ein und würze ihn mit pseudoseriösen Hinweisen, daß dadurch aber noch nichts bewiesen sei - für den Fall, daß das Ganze später als der Käse entlarvt wird, der es ist. Machts nichts: gefressen wird das Futter auf jeden Fall, und sogar nachgewürzt wird es von den Kollegen. Plötzlich gibt es nicht nur einen angeblichen Verdächtigen für den Rohweddermord , nein, das Attentat ist sogar aufgeklärt.

Beweise? Fehlanzeige.

Wie gesagt, dürfen wir für diesen Vorgang dankbar sein, denn so und nicht anders ist bereits die sogenannte Dritte Generation der "RAF" entstanden - als PR- und Medien-Operation der Bundesanwaltschaft. Über Taten mit einem ganz anderen Hintergrund stülpte sie ihre Behauptungsglocke und behinderte so auch ernsthafte Ermittlungen in die richtige Richtung.

Zum Detail:

Nicht nur am Rohwedder-Tatort, nach Zeitungsberichten sollen nun auch noch am Herrhausen-Tatort Haare gefunden worden sein. Das kann nur eins heißen: eine neue "RAF" soll an den Haaren herbeigezogen werden.

Die neuen Erkenntnisse dürfen wir dem "Spiegel" vom heutigen 21.5.01 entnehmen, und altbekannte Scharfmacher wie Rupert Scholz (Doktorvater von Peter Gauweiler) ermahnen nun zur "Wachsamkeit". Die neuen Mitglieder der "RAF" besäßen «unveränderte terroristische Militanz», warnte Scholz in der Berliner Zeitung «B.Z.»

Wir haben uns jahrelang mit den Unterlagen zu diesen beiden Tatorten beschäftigt; von Haaren war dort nie die Rede. Selbst das Bundeskriminalamt räumte am 21.5.01 gegenüber einem Redakteur der Talksendung "Maischberger" ein, daß in seinen Verlautbarungen von einem Handtuch und Haaren am Rohwedder-Tatort noch nie die Rede war. Das ist merkwürdig, denn die restlichen Gegenstände am Tatort wurden genau beschrieben: Der Gartenstuhl, das Fernglas, die Patronenhülsen (redet eigentlich noch jemand von denen?). Bereits bezüglich wesentlich einfacher zu identifizierender Funde am Tatort haben sich die Ermittler schon unmittelbar nach dem Herrhausen-Attentat in Widersprüche verwickelt. Zum Beispiel konnten sie sich nicht einigen, ob sie den für eine Lichtschranke notwendigen Reflektor nun gefunden haben oder nicht. Zumindest am Herrhausen-Tatort kann es auch keine Haare gegeben haben, jedenfalls keine aussagekräftigen. Denn hier handelt es sich um eine relativ stark frequentierte Straße, durch die auch Busse fahren. Außerdem bewegen sich in diesem Bereich zahlreiche Schulkinder, Busfahrgäste und Besucher der Taunustherme, die wahrscheinlich alle zusammen dort täglich Hunderte von Haaren verlieren.

Es ist also ohnehin schon sehr schwierig, hier irgendwelche gefundenen Haare dem Tatort beziehungsweise Tatvorgang zuordnen zu wollen. Der Herrhausen-Tatort ist aber überdies ein ganz besonderer Tatort. Denn hier gab es eine enorme Explosionsdruckwelle - nämlich der Bombe, die Herrhausen tötete. Sie sorgte dafür, daß sich die nicht lange vor dem Attentat verstärkten Scheiben des in der Nähe befindlichen Hallenbades "Taunus-Therme" erheblich durchbogen. Was hat sie erst mit irgendwelchen Haaren angestellt, die vielleicht im Bereich des Tatortes lagen?

Auf ähnliche Schwierigkeiten stößt man prinzipiell natürlich auch am Rohwedder-Tatort: Gärten, Gras, Wiesen, Wind und Wetter (1. April). Haare verflüchtigen sich dort schnell, können andererseits aber auch schnell dorthin verschleppt werden. Zwar hat man die Haare angeblich auf einem Handtuch gefunden. Dafür müßte aber erstmal zweifelsfrei geklärt werden, daß das Handtuch von den Tätern stammt und nicht schon lange da lag oder sogar dort platziert wurde.

Soweit die jüngsten Konstruktionen zum Thema "Dritte Generation".

Der Verdachtsmoment in Sachen "Neue RAF" ist ein Überfall auf einen Geldtransporter in Duisburg-Rheinhausen mit mehr als einer Million Mark Beute am 30. Juli 1999. Dabei konnten angeblich nicht näher beschriebene "Abriebspuren" im Fluchtfahrzeug und Speichelreste in einem bei dem Raub verwendeten Motorradhelm mit Hilfe einer DNS-Analyse den beiden angeblichen "RAF" Leuten Staub und Klette zugeordnet werden. Angeblich, wohlgemerkt, denn die Hilfsbehörde der Bundesanwaltschaft, das BKA, ist am letzten angeblichen "RAF"-Tatort durch massenhafte Manipulation von Beweismitteln aufgefallen: Bad Kleinen. Einer solchen Ermittlungsbehörde kann man natürlich kein Vertrauen mehr schenken. Das gilt auch für die oben genannten Fälle.

Die Spuren an Helm und Auto reichen für sich genommen jedoch ohnehin nicht: Vielleicht hatten die beiden die Utensilien nur verliehen, so wie unser Bundesaußenminister seinen VW-Bus, in dem immerhin Waffen transportiert wurden? Wenn solche "Beweise" zwingend wären, dann gehörte es sich doch, daß der Generalbundesanwalt umgehend Herrn Fischer auf die Anklagebank setzt.

Man sieht: Wenn die Bundesanwaltschaft einen Verdacht äußerst, heißt das erstmal noch lange nichts. Und zwar auch und vor allem deshalb, weil ihre Verdachtskonstruktionen in der Vergangenheit am laufenden Meter in sich zusammenbrachen. Die angeblichen Top-RAF-Leute Christoph Seidler (früher als Herrhausen-Täter verdächtigt) und Barbara Meyer mußten sang- und klanglos auf freien Fuß gesetzt werden. Andrea Klump (früher ebenfalls HH-Verdächtige) konnte nicht einmal wegen Mitgliedschaft in dem Dunkelmann-Verein verurteilt werden. Schwer zu glauben, daß dann aber ihr in Wien erschossener Lebensgefährte Horst-Ludwig Meyer ein richtiger "RAF"-Mann gewesen sein soll - hatten sich die beiden etwa total auseinandergelebt?

Ausgerechnet die Bundesanwaltschaft, die in den wesentlichen Fragen in Sachen "RAF" in den letzten 15 Jahren überhaupt keinen richtigen Verdacht mehr geäußert hat, will nun erzählen, sie hätte die Spur einer neuen "RAF" entdeckt? Staub und Klette lassen sich jedoch schon mit dem Geldtransporter-Überfall, wenn überhaupt, dann nur locker in Verbindung bringen. Und woraus schließen die Ermittler, die es bei den "RAF"-Attentaten seit 1985 auf eine Aufklärungsquote von Null Prozent gebracht haben, daß ausgerechnet diese Täter nun eine neue "RAF" aufmachen?

Es sei eine "lebensfremde Annahme", daß sich Staub und Klette nun als "normale Schwerkriminelle ohne revolutionäres Ziel" betätigten, meint die Sprecherin der Bundesanwaltschaft. Ist das alles? Indizien, Beweise? Null. Ganz im Gegenteil. Denn der Überfall ist bereits zwei Jahre her. Solange haben sich die beiden, sollten sie es überhaupt gewesen sein, schon als normale Schwerkriminelle betätigt. Für einen Zeitraum von zwei Jahren ist die Behörde also bereits widerlegt.

Solche und ähnliche wilde Behauptungen führen dazu, daß nun selbst treue Anhänger des bundesanwaltlichen Thesen von einem RAF-Phantom von der Bundesanwaltschaft abfallen. "Wenn etwas lebensfremd ist", so die taz, "dann diese Behauptung der Bundesanwaltschaft." Bereits eineinhalb Jahre ist es her, daß die Behörde mit Hilfe des BKA angeblich Spuren vom Tatort des Geldtransportüberfalls als die von Volker Staub identifizierte. Seither ist aber nichts an neuen "Erkenntnissen" hinzugekommen. Woran liegt es also, daß die Bundesanwaltschaft JETZT eine neue "RAF-Generation" aufmacht - mit null Beweisen?

Die Behörde ist verzweifelt. Fortgesetztes Versagen seit mindestens 15 Jahren, Druck von allen Seiten, die Anschläge endlich aufzuklären, zerren an den Nerven. Der Erklärungsdruck macht dem Generalbundesanwalt zu schaffen. Er muß irgendetwas präsentieren. Nach dem offiziellen Ende der "RAF" vor wenigen Jahren hat die Ermittlungsbehörde nun die nackte Existenzangst gepackt.

Das allzu durchschaubare Manöver mit dem angeblichen Grams-Haar, mit dem die Verantwortung für die Anschläge der dritten Generation auf einen Toten geschoben werden soll, reicht zudem nicht mehr aus beziehungsweise hat den Druck noch verstärkt. Deshalb wird nun auf völlige Phantome wie Staub und Klette zurückgegriffen. Den toten Grams hat man immerhin schon mal physisch wahrnehmen können, Staub und Klette geistern immer nur durch die Verdachtskonstruktionen von BAW und BKA, sollen allenfalls mal schemenhaft auf irgendwelchen Fotos aufgetaucht sein.

Beachtlich übrigens, wie die Bundesanwaltschaft einmal mehr ihren eigenen Irrtum als Erkenntnis verkauft. Wenn es nämlich stimmen würde, daß sich die "RAF" nur kurze Zeit nach ihrer Selbstauflösung wieder formiert hätte, wäre das die endgültige Bankrotterklärung für BAW, BKA und Verfassungsschutz. Schließlich haben diese Behörden das "Auflösungspapier" der Dunkelmänner als DIE Abschlußerklärung der "RAF" verkauft und das Kapitel "RAF" in der Bundesrepublik damit offiziell abgeschlossen. April, April?

"Es bleibt der Verdacht", schreibt die taz, "dass hinter den letzten RAF-Meldungen die Furcht der Ermittler steht, sie könnten als erfolglos und überflüssig erscheinen."

Link zum Original-Artikel: http://www.gerhard-wisnewski.de/Bucher/Das-RAF-Phantom/Archiv-News-um-die-RAF-vom-Feb-2001-bis-Juni-2001.html

Autor: Gerhard Wisnewski

Datum: 21.5.01

Der Meisterschütze von Bad Kleinen und seine Trefferquoten

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Bingo, Herr Grams!

Der Meisterschütze von Bad Kleinen und seine Trefferquoten

Wer konnte am besten schießen in Bad Kleinen? Der "Terrorist" Grams oder die Polizei? Die Antwort scheint nicht schwer zu fallen, immerhin waren dort nicht nur Beamte des BKA, sondern auch der sagenumwobenen Truppe GSG 9 versammelt. Deren Schießausbildung ist vom Allerfeinsten. Schießen aus Hubschraubern und fahrenden Kraftfahrzeugen steht ebenso auf ihrem Trainingsplan wie Schießen mit Zielfotogerät in realistischen Geisellagen oder Combat-Schießen bei verschiedenen Beleuchtungseffekten und bei Dunkelheit. Die Trefferquote beim Hubschrauberschießen liegt in der Regel bei 85 Prozent.

Obwohl also eigentlich klar sein sollte, wer die Meisterschützen am 27. Juni 1993 in Bad Kleinen waren, war alles natürlich ganz anders. Laut Bundesregierung sollen die Supermänner in Bad Kleinen rein gar nichts getroffen haben. Die im Combat-Schießen (also im gezielten Todesschuß) ausgebildeten Männer sollen Wolfgang Grams nur unerheblich verletzt haben, und ihren eigenen Mann Newrzella sollen sie selbstverständlich auch nicht erledigt haben. Irgendwie versagte das ganze Schießtraining in Bad Kleinen, und der eigentliche Meisterschütze ist deshalb kein Mitglied der Super-Anti-Terror-Truppe, sondern - wir ahnen es - Wolfgang Grams.

Locker spielt er mit seiner Czeska 75 die ganze Edeltruppe an die Wand und degradiert sie allesamt zu Sonntagsschützen. Der ehemalige Taxifahrer und Hausbesetzer entwickelte wahre James-Bond-Qualitäten.

Alles in allem vollbringt Grams folgende Meisterleistungen:

1. Als er, durch GSG 9-Beamte im Fußgängertunnel aufgeschreckt, die Treppe zum Bahnsteig 3/4 hochrennt, dreht er sich, oben angekommen, um und feuert aus der Drehung heraus mehrmals in den Treppenschacht hinein. Und das in einem Moment, als ihn der verfolgende GSG 9-Mann Newrzella fast schon ergriffen haben soll. Wer sich aus vollem Lauf umdreht, kommt jedoch zwangsläufig dabei zum Stehen. Newrzella hätte Grams also in diesem Moment ergreifen können.

Doch lassen wir diese kleinlichen Zweifel. Aus der Drehung heraus trifft Grams vielmehr den rennenden GSG 9-Mann Newrzella in den 5er Bereich. Das ist beim Combatschießen der absolut tödliche Bereich, bei dem mehrere Lebensadern gleichzeitig zerstört werden können (Herz/Aorta, Luft-,Speiseröhre, Wirbelsäule). Bingo, Herr Grams!

2. Gemach, gemach. Das ist ja noch nicht alles. Vielmehr schaffte es Grams, in der Verfolgungssituation noch zwei weitere Treffer bei dem rennenden Newrzella anzubringen, nämlich in den Beinen und im Gesäß. Und während der Treffer in die Brust einen schrägen Schußkanal von oben nach unten aufweist, sind die Schußkanäle in den Beinen und im Gesäß waagerecht. Mal ganz davon abgesehen, wie man es schafft, von vorne zu schießen und den Gegner in den HIntern zu treffen.

Das alles ist noch nie dagewesen, sollte man meinen. Doch, doch, war es schon. Sowas nennt man Magic Bullet (magische Kugel). Zu solchen Phänomenen kommt es immer dann, wenn Polizeibehörden einen Attentatsverlauf zusammenlügen, pardon, erklären. Daß Kugeln fliegen können wie die Brummkreisel ist erwiesen, seit bei dem Attentat auf John F. Kennedy ein einziges Geschoß gleich mehrere Kurven drehen und verschiedene Personen treffen konnte.

3. Solche Kabinettsstückchen sind für Grams aber nur die Vorspeise. Darüberhinaus soll er auch noch die Newrzella nachfolgenden Beamten mit drei Schüssen getroffen haben, zusammen mit den drei Treffern bei Newrzella macht das sechs.

4. Doch der siebte folgt sogleich. Als nächstes setzt er (immer laut staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen), als er rückwärts vom Bahnsteig fällt, die Waffe an, schießt sich in den Kopf und ist sofort tot. Treffer Nr. 7.

Gesehen hat das übrigens niemand, nicht mal die GSG 9-Beamten, die ihren Gegner doch im Visier gehabt haben müssen. Gesehen haben dagegen mindestens zwei Personen, wie Grams von GSG 9-Beamten auf dem Bahnsteig erschossen wurde. Aber da ein deutscher Staatsanwalt natürlich weiß, daß das nicht sein kann, muß es einfach ganz anders gewesen sein: Auf dem Bahnsteig hat Grams noch gelebt, auf dem Gleis war er tot. Deswegen gibt es nur eine Erklärung: Irgendwo dazwischen muß er sich ganz einfach selbst erschossen haben - also im Fallen.

Und das ist dann sozusagen die finale Meisterleistung. Denn normalerweise ist das so ziemlich ausgeschlossen. Vielmehr wird ein rückwärtsfallender Mensch zunächst reflexartig die Arme ausbreiten. Um diesen Reflex zu unterdrücken, den Entschluß zum Selbstmord zu fassen und durchzuführen, bedarf es komplexer kognitiver und bilanzierender Vorgänge.

Daß diese in jenen Sekundenbruchteilen des Fallens ablaufen und zu einem "todsicheren" Ergebnis führen können, dürfte normalerweise ausgeschlossen sein: Viele Selbstmörder treffen schon in einer Ruheposition nicht richtig, da sie die Waffe nicht unbedingt senkrecht auf den Schädel kriegen, aufgeregt, widersprüchlich sind etc. So zielen sie mitunter an den lebenswichtigen Zentren vorbei und brauchen mehrere Schüsse, werden nur schwer verletzt etc. Nach Untersuchungen in den USA beträgt die Überlebensrate bei Selbstmordversuchen mit Schußwaffen 10 bis 30 Prozent. 1994 überlebte in Massachussetts jedes dritte Opfer einer selbst beigebrachten Schußwaffen-Verletzung zumindest den Transport ins Krankenhaus. 16 Prozent überlebten den Schußwaffenangriff auf sich selbst langfristig. All diese Angriffe wurden natürlich nicht in einer Extremsituation im Rückwärtsfallen und nach einem Schußwechsel mit zahlreichen Gegnern durchgeführt.

Eine zusätzliche Schwierigkeit dürfte das Beharrungsvermögen und damit die Manövrierfähigkeit der Waffe im Fallen sein. Eine geladene Czeska 75, mit der Grams geschossen haben soll, wiegt mehr als ein Kilogramm. Der Schütze hat also im Fallen das Äquivalent einer vollen Milchtüte oder Einliter-Wasserflasche millimetergenau zu manövrieren.

Ein Schelm, wer da ins Zweifeln kommen wollte. Die Bad Kleinen-Ballerstatistik beweist nämlich, daß es sich bei Grams ganz einfach um einen Ausnahmeschützen handelte.

Da sich nach der Schießerei in der Grams zugeschriebenen Waffe noch fünf Schuß befunden haben sollen (vier im Magazin und einer im Patronenlager), kann er maximal elf Schüsse abgefeuert haben. Das Magazin der von ihm angeblich benutzten Czeska 75 faßt 15 Schuß. Bei sieben Treffern (zwei davon Volltreffer, bei sich und Newrzella) wäre das dann eine Trefferquote von über 63 Prozent.

Schauen wir uns zum Vergleich die Bilanz der Supertruppe GSG 9 an. Von angeblich insgesamt 33 abgefeuerten Schüssen sollen die wackeren Mannen bei Grams fünf Treffer erzielt haben. Im Gegensatz zu Grams brachten sie dabei keinen Volltreffer an. Alles in allem macht das nicht etwa die übliche GSG 9-Trefferquote von 85 Prozent, auch nicht die 63 Prozent von Wolfgang Grams, sondern nur 15 Prozent.

Und damit können wir die GSG 9 wohl endgültig von allen Mordvorwürfen entlasten. Denn das ist nun endlich der Beweis, daß sie gegen einen Pistolenhelden wie Wolfgang Grams gar nichts ausrichten konnte.

Quelle Originalartikel: http://www.gerhard-wisnewski.de/Bucher/Das-RAF-Phantom/Archiv-News-um-die-RAF-vom-Feb-2001-bis-Juni-2001.html

Autor: gerhard Wisnewski

Datum: 27.6.2001

RAF - Die dritte Generation

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Sündenböcke für ganz andere Täter?

Sie wurden als Mörder beschimpft und als Ratten. Jahrelang schauten sie an allen Postämtern und Bahnhöfen von den Fahndungsplakaten herab. Sie sollten Alfred Herrhausen umgebracht haben und Detlev Rohwedder. Sie haben angeblich Karl-Heinz Beckurts in die Luft gesprengt und Gerold von Braunmühl erschossen: die Angehörigen der sogenannten 3. Generation der "RAF". Inzwischen weiß man: nichts von alledem stimmt. In Wirklichkeit waren sie wohl nur Sündenböcke für ganz andere, bis heute unbekannte Täter.

Die sogenannte "Dritte Generation" der "RAF" zerbröselt seit Jahren unter den Händen der Sicherheitsbehörden. Der über lange Jahre als Top-Mann der Untergrundorganisation angesehene Christoph Seidler zum Beispiel, stellte sich im Herbst 1996 den Behörden. Er konnte glaubhaft machen,daß er an keinem der "RAF"-Attentate der letzten Jahre beteiligt war. Der Haftbefehl wurde aufgehoben. Spätestens 1998 brach dieTheorie von der 3. "RAF"-Generation endgültig in sich zusammen: Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" in einer vertraulichen Analyse über die "Rote Armee Fraktion" (RAF) Zweifel daran geäußert, daß einige der per Haftbefehl gesuchten angeblichen RAF-Mitglieder überhaupt jemals zu der terroristischen Gruppe gehört haben. So zähle der in Wien erschossene Horst Ludwig Meyer, der als eines der gefährlichsten Mitglieder der Kommandoebene gegolten habe, möglicherweise gar nicht "zum Kreis der Illegalen". Lebendig wird er davon nicht mehr. "Hinsichtlich der mit Haftbefehl gesuchten mutmaßlichen RAF-Angehörigen Sabine-Elke Callsen, Andrea Klump, Barbara Meyer, Horst Ludwig Meyer" hätten sich mittlerweise "Zweifel an der tatsächlichen Zugehörigkeit zum Kreis der Illegalen ergeben". In den Haftbefehlen der Bundesanwaltschaft werden den Gesuchten Mitgliedschaft in der RAF sowie mehrere Mordanschläge vorgeworfen.

Die hier veröffentlichten Biographien sind selbstredend weder vollständig,noch müssen sie richtig sein, da sie sich zum Teil auf Angaben des Bundeskriminalamtes beziehen. Noch steht fest, daß dies alle Personen sind, die im Zuge des "Terrorisierungsprozesses" der Linken verschwanden, auswanderten oder vielleicht sogar ermordet wurden.

Callsen, Sabine Elke

"Geboren am 18. März 1969 in Hannover. Neben verschiedenen Teilzeitbeschäftigungen studierte sie ab 1981 Tibetologie und Pädagogik an der Universität Hamburg.Verschwand 1984. Gilt als eine der letzten Untergetauchten der sogenannten 3. Generation. Mit ihrem Auftauchen ist wohl in nächster Zeit zu rechnen."

Die obigen Zeilen schrieb ich am 8.10.2001. Eineinhalb Jahre später, am 7. März 2003, stellte sich Sabine Callsen in Frankfurt. Von wegen "RAF": Stattdessen hatte die 42jährige fast 20 Jahre im Nahen Osten gelebt und dort zwei Kinder zur Welt gebracht. Der Haftbefehl vom 16. Dezember 1985n (!) wurde noch am 7. März 2003 gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Grams, Wolfgang Werner

Geboren am 6. März 1953 in Wiesbaden. Von 1972 bis 1974 war er an der Universität Frankfurt für ein Lehramtsstudium eingeschrieben, wurde nach Angaben des BKA jedoch exmatrikuliert. Verschwand 1984. Am 27. Juni 1993 wurde Wolfgang Grams zusammen mit der ebenfalls als "RAF"-Terroristin gesuchten Birgit Hogefeld in Bad Kleinen (Mecklenburg-Vorpommern) "gestellt" und von Polizeibeamten erschossen. Entsprechende Beweismittel wurden jedoch vernichtet. Die Erschießung von Grams gilt bis heute als "Selbstmord". Die Vorgänge führten zu einer Staatskrise (siehe das - leider vergriffene- Buch "Operation RAF" von Landgraeber, Sieker, Wisnewski).

2001 wird die vielseitig verwendbare Leiche Grams zum zentralen Sündenbock der Dritten Generation aufgebaut. Die Taten der Dritten Generation werden teils explizit, teils implizit auf Grams verdichtet. Er wird verantwortlich gemacht für folgende ungeklärte Mordfälle:

- Michael Newrzella, 27.6.1993 Bad Kleinen (laut Behörden)

- Wolfgang Grams, 27.6.1993 Bad Kleinen (laut Behörden)

- Detlev Karsten Rohwedder (verdächtig wg. angebl. Haarfund)

- Alfred Herrhausen (Verdacht wird durch Medien nahegelegt, Film "Black Box BRD")

Der angebliche Topterrorist wird von seiner verhafteten Lebensgefährtin Hogefeld wie folgt charakterisiert: Nach ihrer Kenntnis war Grams "ein sehr ruhiger, eher in sich gekehrter Mensch. Schon an seiner Art sich zu bewegen, war ihm anzumerken, daß Hektik und jede Form von Streß seinem Naturell zuwider lief."

Die angebliche "RAF" rühmt in einem Schreiben (dessen Echtheit wie immer nicht verifizierbar ist) »seine Skepsis gegenüber vorschnellen Entscheidungen,seine Geduld, etwas auch mehr als einmal zu hinterfragen, was von allen anderen Genauigkeit in der Auseinandersetzung gefordert hat und was nicht immer bequem war - damit hat er z. B. dafür gesorgt, alle Aspekte der Situation oder der eigenen Vorstellung anzusehen und nicht nur dieAspekte wahrzunehmen, die einen selbst bestätigen.«

Hogefeld, Birgit Elisabeth

Geboren am 23. Juli 1956 in Wiesbaden. Studierte von 1975 bis 1977 Jura in Frankfurt am Main (ohne Abschluß). Danach war sie als Orgel-Lehrerin tätig.

Verschwand 1984. Am 27. Juni 1993 wurde Hogefeld bei der Polizeiaktion in Bad Kleinen festgenommen.Sie wurde des sechsfachen Mordversuchs und vierfachen Mordes angeklagt - auch an dem in Bad Kleinen wahrscheinlich irrtümlich von seinen Kollegen erschossenen Polizeibeamten Newrzella. Nach einem rechtsstaatlich abenteuerlichen Prozeß wurde sie 1996 zu lebenslanger Haft verurteilt - wegen angeblicher Teilnahme an verschiedenen "RAF"-Anschlägen. In Wirklichkeit beruht das Urteil auf windigen und dünnen Beweisen, weshalb es auch mit Hogefeld nicht gelingt, die Existenz einer 3. Generation der "RAF"

zu beweisen.

Im Jahr 2001 ist Hogefeld aufgrund der angeblichen Verstrickungen ihres toten Lebensgefährten Grams in die Attentate auf Rohwedder und Herrhausen wieder in den Blickpunkt von Fahndung und Öffentlichkeit gerückt.

Klump, Andrea Martina

Geboren am 13. Mai 1957 in Wiesbaden, wohnte bis zu ihrem Verschwinden in Frankfurt. Von 1976 bis 1981 studierte sie dort Völkerkunde mit Soziologie und Politikwissenschaft. Sie brach das Studium ab. Verschwand im Juli 1984. Andrea Klump wurde am 15. September 1999 in Wien verhaftet und am 23. Dezember 1999 nach Deutschland ausgeliefert. Ihr Begleiter Horst Ludwig Meyer wurde dabei erschossen. Die Hauptanklage gegen sie und ihren angeblichen Komplizen Christoph Seidler, die angebliche Beteiligung am Attentat auf Alfred Herrhausen, brach zusammen, als der sie belastende Kronzeuge Siegfried Nonne seine Aussagen in einem Fernsehbeitrag der Autoren des Buches "Das RAF-Phantom" widerrief. Heute sagt sie: "Ich war nie in der RAF organisiert.Weder in der Zeit von meinem Weggehen im Juli 1984 bis 1986 - noch und erst recht nicht zu irgendeinem späteren Zeitpunkt.

Die BAW [Bundeswanwaltschaft; G.W.] will sich nicht damit abfinden, dass sie bis heute Anschläge der RAF aus den 80er Jahren nicht personell zuordnen und noch offene Akten nicht schließen kann. Um diesem Ziel politisch dennoch näher zu kommen, will die BAW mich wider besseres Wissen als Mitglied der RAF verurteilt sehen."

2001 wurde Klump doch noch zu einer Haftstrafe verurteilt, und zwar wegen eines gescheiterten Anschlages im spanischen Rota.

Am 28. September 2004 wurde Klump vom Oberlandesgericht Stuttgart zu einer neuen Gesamtfreiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt. Angeblich war sie an einem Sprengstoffanschlag auf jüdische Auswanderer aus Rußland in Budapest am 23. Dezember 1991 beteiligt, bei dem vier Businsassen leicht und zwei ungarische Polizisten schwer verletzt wurden.

Wobei sich die Frage stellt, warum angeblich linke "RAF-Terroristen" Anschläge auf jüdische Aussiedler verüben sollten? Oder war Klump gar nicht links, sondern rechts? Ähnliche Fragen gibt es auch in bezug auf Wolfgang Grams.

Tatsache bleibt jedenfalls, daß bis heute der Beweis fehlt, daß Klump an einem der Anschläge der sog. 3. Generation der "RAF" mitgewirkt hat.

Webpage von Andrea Klump

[ist 2005 nicht mehr zu erreichen; G.W.]

Krabbe, Friederike

Geboren am 31. Mai 1950 in Bentheim. Studierte von 1970 bis 1973 in Berlin und Heidelberg Psychologie, Pädagogik und Soziologie, von 1973 bis 1976 in Heidelberg Medizin (jeweils ohne Abschluß). Schloß sich über das Heidelberger "Sozialistische Patientenkollektiv" (SPK) der "RAF" an und gehört damit eigentlich zur zweiten Generation. Verschwand 1975 und gilt demnach als eine "Altverschwundene" der sogenannten "RAF". Die Zeugin Monika von Seckendorff hat am 26. 10. 1997 in der Hauptverhandlung gegen die angebliche "RAF"-Unterstützerin Monika Haas ausgesagt, daß sie nach der Entführung Dr. Schleyers 1977 in einem kleinen Haus in Bagdad zusammen mit Friederike Krabbe und Elisabeth von Dyck gewohnt habe.Danach scheint sich Krabbes Spur zu verlieren. Über das Schicksal von Friederike Krabbe seither ist nichts bekannt.

Meyer, Barbara

Geb. Metzger, geboren am 2. Juli 1956 in Stuttgart, Ehefrau des ebenfalls gesuchten (und inzwischen erschossenen) Horst Ludwig Meyer. Nach vorzeitigem Abgang von der Realschule arbeitete sie zunächst als Telefonistin, dann als Verkäuferin und lebte zuletzt angeblich von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Verschwand 1984. Gegen Meyer wurde unter anderem ermittelt, weil sie 1985 bei einem Überfall auf einen Geldboten bei Tübingen beteiligt gewesen sein soll. Sie stellte sich im Mai1999 bei der Deutschen Botschaft im Libanon. Barbara Meyer konnten Straftaten jedochnicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Im Oktober 1999 wurde sie aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Hinweise würden nicht für eine Anklage reichen, teilte die Bundesanwaltschaft im Dezember 2000 in Karlsruhe mit. Im Dezember 2000 stellte der Generalbundesanwalt sämtliche Ermittlungen gegen sie ein. Ihr früherer Ehemann, der mutmaßliche RAF-Terrorist Horst Ludwig Meyer, war Mitte September 1999 in Wien von der Polizei erschossen worden.

Meyer, Horst Ludwig

Geboren am 18. Februar 1956 in Villingen-Schwenningen. Nach Abschluß einer Lehre als Starkstromelektriker arbeitete er bei verschiedenen Firmen in Stuttgart. Zuletzt lebte er angeblich von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Verschwand 1984. Über sein Schicksal war lange Zeit nichts bekannt, bis er am 15. September 1999 in Wien zusammen mit Andrea Klump unter dubiosen Umständen gestellt und erschossen wurde. Siehe auch unter Texte. Da er genau wie andere angebliche Angehörigeder 3. "RAF"-Generation (Seidler, Klump, Barbara Meyer) seit Jahren im Libano nlebte, ist davon auszugehen, daß auch Horst-Ludwig Meyer mit der "RAF" in Wirklichkeit wenig oder nichts zu tun hatte. Nach einer Analyse des Verfassungsschutzes zählte der erschossene Horst Ludwig Meyer, der als eines der gefährlichsten Mitglieder der Kommandoebene gegolten hatte, möglicherweise gar nicht "zum Kreis der Illegalen". Dafür spricht auch, daß sich seine Lebensgefährtin Andrea Klump vehement und glaubwürdig von der "RAF" distanziert hat und letztlich nicht einmal wegen "RAF"-Mitgliedschaft verurteilt werden konnte. Vor diesem Hintergrund ist die Mitgliedschaft ihres Lebensgefährten Meyer in der "RAF" oder gar ihrer "Kommandoebene" ebenso unwahrscheinlich. Die näheren Umstände seines Todes, die an die Vorfälle von Bad Kleinen erinnern, wären daher eine Untersuchung wert.

Seidler, Christoph Eduard

Geboren am 13. Januar 1958 in Heidelberg. Absolvierte 1977 das Abitur an einem Gymnasium in Freiburg und arbeitete dort anschließend als Krankenpfleger. Während eines Studiums der Politikwissenschaften von 1989 bis 1984 in Frankfurt jobbte er als Taxifahrer. Verschwand 1984. Stellte sich am 22. November 1996 den Behörden und wurde wenige Stunden später wieder freigelassen. Der Hauptvorwurf gegen ihn und seine angebliche Mittäterin, die angebliche Beteiligung am Attentat auf Alfred Herrhausen, war schon Jahre zuvor zusammengebrochen, als der ihn belastende Kronzeuge Siegfried Nonne seine Aussagen in einem Fernsehbeitrag der Autoren des Buches "Das RAF-Phantom" widerrief.

Quelle des originalartikels: http://www.gerhard-wisnewski.de/Bucher/Das-RAF-Phantom/RAF-Die-dritte-Generation.html

Autor: Gerhard Wisnewski

Datum: 21. September 2005

Am Anfang war der Staatsterrorismus

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Leseprobe aus 'Verschlußsache Terror'

Terrorismus ist eine Sache von finsteren, zerzausten Dunkelmännern, die in irgendwelchen Kellern Bomben basteln, um den Staat und seine Bürger zu bedrohen, wird uns gerne weis gemacht. Falsch. Am Anfang des Terrors stand niemand anderer als der Staat. Und daran hat sich bis heute wenig geändert. 30 Jahre nach dem deutschen Terrorherbst von 1977 hält mein neues Buch "Verschlußsache Terror" diese und noch weitere Überraschungen bereit. Leseprobe:

Um die Machtausübung zu bewahren, ist es notwendig, sich zu gewissen Zeiten des Terrors zu bedienen", befand schon der berühmte Staatsphilosoph Niccolo Machiavelli im 16. Jahrhundert. Und dessen Werke sind es denn auch, die bei Politikern und "Sicherheitsexperten" überall auf der Welt im Schrank stehen, und nicht etwa das Grundgesetz oder andere Verfassungen.


Die Idee, mit Hilfe des Terrors zu regieren, ist also keineswegs neu. Ein weiterer, glühender Anhänger dieser Vorstellung war der französische Revolutionär und Führer Maximilien de Robespierre, der ein regelrechtes Régime de la Terreur errichtete. Mit dieser – übersetzt – "Schreckensherrschaft" sicherte sich der revolutionäre Staat seine soeben errungene Herrschaft über die Bevölkerung. Robespierres "Klub der Jakobiner" (nach dem ersten Tagungsort, dem Dominikanerkloster Saint-Jaques) regierte mit Hilfe von Einschüchterung, Verurteilung und Hinrichtung seiner wirklichen oder vermeintlichen Feinde. Bemerkenswert: Jakobiner-Chef Robespierre war der Ansicht, der Terrorismus stehe in einem engen Zusammenhang mit dem Streben nach Demokratie und einer besseren Gesellschaft.
Das heißt also:

  1. Terrorismus war in der Geschichte der Neuzeit zunächst kein Instrument finsterer Dunkelmänner und Rebellen, sondern ein Instrument des Staates. Am Anfang des Terrorismus in der Geschichte der Neuzeit stand also der Staatsterrorismus.
  2. Terrorismus beschreibt zunächst keine physische, sondern eine psychologische Methode. Im Französischen steht das Wort terreur für »Angst« und »Schrecken«.

Wenn hier von Staatsterrorismus die Rede ist, sollte niemand gleich die Nase rümpfen. Denn an der Wiege des organisierten Terrors stand niemand anderer als der Staat, in diesem Fall der jakobinische.
Der Terrorismus war demnach zunächst ein Regierungsinstrument. Er wurde benutzt, um eine ganze Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen und in eine bestimmte Richtung zu manipulieren: nämlich zum angstvollen Gehorsam gegenüber der Regierung. In der Schreckensherrschaft der Jakobiner sah Robespierre nicht nur eine politische Notwendigkeit, um die extremen politischen Ziele, sondern auch, um die moralischen und sozialen Ziele der Revolution durchzusetzen. Dabei verstieg er sich zu Sätzen wie diesem: »Terror ist nichts anderes als Justiz, prompt, scharf und unbeugsam. Er ist daher ein Ausdruck der Tugend!«
Kaum zu glauben. Es kommt aber noch besser: Ausgerechnet der oberste Terrorist bewirkte am 10. Juni 1794 den Erlaß eines neuen »Gesetzes zur Vereinfachung der Strafprozeßordnung«. Genau wie heute wurden schon im jakobinischen Frankreich mit »Terror-« oder »Antiterrorgesetzen« die Rechte von Bürgern und Angeklagten eingeschränkt. Mit besagtem Gesetz wurden sowohl die Voruntersuchungen als auch die Verteidigung von Angeklagten vor dem Revolutionstribunal abgeschafft und als Urteil nur Freispruch oder Hinrichtung zugelassen. Und genau wie heute konnten auch schon damals die selbsternannten Terrorbekämpfer, die im Falle Robespierres die eigentlichen Terroristen waren, von solchen neuen »Terrorgesetzen« den Hals gar nicht voll genug bekommen.

Spätere Beispiele für Terror-Regime sind der Stalinismus und das Dritte Reich. Genau wie Robespierre ließ der sowjetische Diktator Josef Stalin (in wechselnden und kumulierenden Ämtern an der Macht von 1927 bis 1953) Menschen auf einen bloßen Verdacht oder eine Denunziation hin hinrichten. Mögen Robespierres Opfer in die Zehntausende gegangen sein, gingen die Stalins in die Millionen. Interessant daran ist, daß Stalin seine Karriere als Bankräuber, Terrorist und mutmaßlicher Agent der Geheimpolizei begann, die später sein wichtigstes Regierungsinstrument werden sollte. Rebell, Terrorist, Krimineller - diese Attribute könnten auch auf Adolf Hitler zutreffen, der sein "Régime de la Terreur" endgültig 1933 errichtete. Die Schreckensherrschaft gründete sich auf Vandalismus ebenso wie auf Verhaftungen, Folterungen und Todesurteile. Wesentliches Element der Schreckensherrschaft war der sogenannte Volksgerichtshof, der vermeintliche oder wirkliche "Volksfeinde" öffentlichkeitswirksam zum Tode verurteilte.


Das große Problem jeder Aktion ist die Reaktion bzw. der Rückstoß.
Der große Nachteil der Angst als Herrschaftsinstrument sind jedoch die sogenannten "Rückstöße": Das Gerücht über ein weiteres Terrorgesetz führte am 27. Juli 1794 zum Sturz und am darauffolgenden Tag zur Hinrichtung Robespierres. Adolf Hitler wurde zum Ziel von mindestens 39 Attentatsversuchen, wobei der Anschlag vom 20. Juli 1944 nur der prominenteste war. Wieviele Attentatsversuche Stalin überlebte, wissen wir nicht, Berichten zufolge ist er aber – anders als sein zeitweiliger Verbündeter und späterer Todfeind Hitler – schließlich einem Anschlag zum Opfer gefallen. (…)

Der Terrorismus hatte also noch einen gewissen Schönheitsfehler, auch für den Staat, und dieser Schönheitsfehler bestand in den Mechanismen von Aktion und Reaktion. Zwar erzeugte der Terror Angst und Schrecken, er erzeugte aber auch Haß gegen den Verursacher. Das bedeutet, daß Terrorismus aus Sicht der Drahtzieher, egal, ob es sich bei ihnen nun um Regierungen, Geheimdienste, Rebellen oder sonstige Terroristen handelt, eine erwünschte und eine unerwünschte Reaktion auslöst. Während Angst und Schrecken den Feind (oder die Bevölkerung, was für manche Regierungen ein- und dasselbe ist) im Zaum halten, wird der aufgestaute Haß bei nächster Gelegenheit auf die Verursacher selbst zurückschlagen. Im Prinzip ist das wie bei einer Schußwaffe: Auch da gibt es nicht nur den Schuß, sondern auch einen Rückstoß. Und dieser Rückstoß kann den Schützen auch umwerfen.
Die wichtigste "Innovation" bestand deshalb darin, den Terrorismus in seine erwünschten und unerwünschten Wirkungen aufzuspalten und damit zu "modernisieren". Nach der Nutzung des Terrors zu Regierungszwecken war dies die zweite revolutionäre Erfindung: Nicht nur Angst und Schrecken, sondern auch der aus den Anschlägen resultierende Haß, also der Rückstoß, sollten für die Verursacher nutzbar werden. Erreicht werden konnte das nur, wenn sowohl Aktion als auch Reaktion ungehindert auf die Zielgruppen durchschlagen würden. Jawohl: die Zielgruppen. Ein professionell organisierter Terrorakt hat heutzutage nicht eine, sondern zwei Zielgruppen: eine primäre und eine sekundäre Zielgruppe.
Die primäre Zielgruppe ist jene, auf die das Attentat offensichtlich gerichtet ist. Die sekundäre Zielgruppe ist die, die den Rückstoß abbekommt. Nehmen wir als Beispiel den Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 (obwohl er nicht ganz meiner Definition von Terrorismus entspricht, da er aufgrund des elitären Schauplatzes und der fehlenden Todesopfer nicht allgemeinen Schrecken verbreitete). Die primäre, offensichtliche Zielgruppe waren die Abgeordneten des Reichstages, deren Institution – das Parlament – ausgeschaltet werden sollte. Da als Täter aber ein angeblicher Kommunist festgenommen wurde, waren die sekundäre Zielgruppe die Kommunisten. Zielgruppe und nicht Tätergruppe deswegen, weil der angebliche kommunistische Brandstifter, Marinus van der Lubbe, nur einen Sündenbock darstellte. Der Mann, der sich vor Gericht als ähnlich verwirrt erwies wie viel später der Sündenbock des 11. September 2001, Zacarias Moussaoui, wäre zum Beispiel nicht in der Lage gewesen, allein die fünfzehn bis zwanzig entdeckten Brandherde im Reichstag zu entfachen - von anderen Widersprüchen einmal ganz abgesehen. In Wirklichkeit werden deshalb von der seriösen Forschung auch die Nationalsozialisten als Drahtzieher des Brandanschlages angesehen. Mit van der Lubbes (vermutlich unfreiwilliger) Hilfe gelang es ihnen, das Staatsruder herumzureißen, den Staat mit Hilfe eines Notstandsgesetzes zu regieren und die Kommunisten zu verfolgen. An diesem Beispiel wird deutlich, daß es sich bei Terrorismus tatsächlich um ein Steuerungsinstrument handelt.
(…)
Deckt Hintergründe und Mechanismen des Terrors auf: Verschlußsache Terror.
Und wie kann nun ein Terroranschlag so genial zerlegt werden, daß Aktion und Reaktion auf zwei Zielgruppen gelenkt werden können? Ganz einfach: Indem man den Absender fälscht. Damit wird die Energie des Rückstoßes erstens von den wirklichen Verursachern abgelenkt und zweitens auf ein genehmeres Ziel gerichtet. Dies erreicht man durch eine Fälschung der Urheberschaft des Terrors, sprich: durch falsche »kriminalistoide« Spuren, Bekennerbriefe und Aussagen, die durch die Medien verbreitet werden müssen. Mit anderen Worten: Ein authentischer Terrorismus, der seine Urheberschaft offen und glaubwürdig zu erkennen gibt, ist eine "Riesendummheit".
Auch und erst recht für eine oppositionelle Gruppe schickt sich das offene Attentat im Grunde nicht. Denn da sie sich normalerweise in der schwächeren Position befindet, kann sie die zu erwartenden militärischen, polizeilichen und psychologischen Rückstöße noch schwerer verkraften, als der Staat. Sie wird deshalb alles versuchen, damit ihre Anschläge exakt jenem Feind zugeschrieben werden, den sie bekämpfen will, nämlich dem Staat – alles andere wäre heutzutage gewissermaßen vorsintflutlich. Ihre Kämpfer werden also beispielsweise, bevor sie einen Angriff verüben, Uniformen des Staates anziehen und dafür sorgen, daß ihre Leute bei dem Angriff als Staatsbedienstete identifiziert werden. Geschieht dies nicht, ist dies mindestens gefährlicher Dilettantismus, wenn nicht sogar Verrat. Ohne solche Ablenkung Terrorattentate zu begehen, heißt, den Rückstoß voll herauszufordern, und zwar im Hinblick auf sich selbst, aber auch im Hinblick auf die Bevölkerungskreise, in denen der Staat die Gruppe verortet. Das wäre in etwa so, als würde nachts mitten im Krieg ein Soldat aus der Stellung ausbrechen und ganz offen auf eine überlegene, feindliche Streitmacht feuern. Die Reaktion würde wohl nicht nur ihn treffen, sondern auch seine Kameraden, vielleicht sogar die sie schützende oder mit ihnen sympathisierende Bevölkerung. Das ist zum Beispiel die »Riesendummheit«, die die RAF begangen hat. Das nenne ich die Rückstoßfalle. Eine Gruppe, die in dieser Falle sitzt, wird sowohl militärisch, als auch psychologisch aufgerieben – und ihr Sympathisantenumfeld gleich mit. Und deshalb waren die Angehörigen der RAF entweder monströs dumm oder hinterhältig – oder beides.
Bleiben wir bei dem Beispiel einer Regierung und einer oppositionellen Gruppe: Die Regierung schlägt sich innerhalb des Staates mit einer unliebsamen politischen (noch nicht: terroristischen) Gruppe herum, sagen wir: den Linken. Nun könnte die Regierung ja einfach die betreffende Gruppe diskriminieren, an die Wand drücken, schließlich einsperren und foltern. Nicht gut. Diese Beispiele haben wir erlebt, etwa in Chile, Griechenland oder Argentinien. Dann säße die Regierung in der Rückstoßfalle. Für jeden Gefolterten würden möglicherweise drei andere aufstehen, protestieren und mahnen, bis die Regierung durch ihre eigenen Untaten destabilisiert wird. Zumindest würde ein enormer Haß gegen die Regierung geschürt, der sich bei nächster Gelegenheit entladen würde. Viel besser wäre es doch, die Regierung (oder ein eigene Interessen verfolgender "Staat im Staate") würde im Namen der Linken Attentate auf die Bevölkerung begehen und einen schönen, »linken« Bekennerbrief am Tatort hinterlassen. Schon würde die Bevölkerung die Bekämpfung der Linken fordern, und die Regierung würde mit neuen Gesetzen und Maßnahmen nur dem Bevölkerungswillen Genüge tun.
Die Regierung begeht im Namen einer linken Gruppe ein Attentat auf einen Gewerkschaftsführer, und fertig ist der schönste Konflikt, und zwar nicht zwischen der Regierung und den Gewerkschaften, auch nicht zwischen der Regierung und der Linken, sondern exakt zwischen jenen beiden Feinden, die die Regierung bekämpfen will. Besser geht’s gar nicht. Die Regierung wird gar nicht als Angreifer erkannt, sondern »assistiert« in der Auseinandersetzung dann nur noch mit Maßnahmen und Gesetzen, die sie natürlich schon längst aus eigenem Antrieb durchsetzen wollte und die schon längst in der Schublade lagen.

Die wahre Agenda 2010: Vom Terrorismus zur Tyrannei.
Sie haben vielleicht schon einmal von der Vorstellung gehört, daß sich auch Geschichte in dialektischen Prozessen vollzieht, das heißt als Ergebnis von These und Antithese, oder besser: von Aktion und Reaktion. Betrachten wir Hitler und das Dritte Reich: Als Reaktion auf sein Modell vom Tausendjährigen Reich und auf seinen Machtanspruch auf die halbe Welt (These) formierte sich der Widerstand der Alliierten (Antithese), der schließlich zum Sieg über Hitler und zu einer neuen Weltordnung führte (Synthese). Soweit jedenfalls die herrschende Geschichtsauffassung.
Dasselbe Spiel vollzieht sich auch vor Gericht. Statt eines klaren Richterspruchs über die Ansprüche von Kläger (These) und Beklagtem (Antithese) in Zivilverfahren bevorzugen Richter häufig den Vergleich (Synthese). Auch in Strafprozessen macht sich das Gericht nur selten genau den Standpunkt von Staatsanwaltschaft oder Verteidigung zu eigen, sondern wählt meist einen dritten Weg. Auch da ist Geschichte das Ergebnis eines dialektischen Prozesses.

Wenn Geschichte das Ergebnis von Spiel und Gegenspiel ist, dann greift wirklicher oder »erfolgreicher« Terrorismus in das Spiel dieser Kräfte ein. Moderner, organisierter Terrorismus versucht, nicht zum Objekt, sondern zum Subjekt dieser gesetzmäßigen Mechanismen zu werden. Moderner Terrorismus will also nicht zum Spielball dieser dialektischen Kräfte werden, sondern vielmehr mit diesen Kräften spielen und sie für seine Zwecke nutzen. Der moderne Terrorismus versucht sich über diese Mechanismen zu stellen und sie zu beherrschen, statt von ihnen beherrscht zu werden. Nun ist die Frage, auf welcher Seite moderner, organisierter Terrorismus in dieses Kräftespiel eingreift und an welcher Schraube er dreht: auf der Seite der These oder der Seite der Antithese? Die Antwort lautet: auf beiden Seiten, wobei aber häufig keine dieser beiden Seiten genau seinen wirklichen Interessen entspricht. Die Interessen des modernen Terrorismus werden vielmehr dort verwirklicht, wo der Konflikt zwischen diesen beiden Seiten in einen dritten Weg mündet – eben die Synthese. Deshalb wird moderner Terrorismus auch bestrebt sein, den Konflikt möglichst anzuheizen und auf die Spitze zu treiben, um eine möglichst deutliche Synthese »herauszubilden«. Der Unterschied zum spontanen und authentischen Terrorismus liegt darin, daß diese Art von Terrorismus selten von der These oder der Antithese, sondern "von der Synthese her" gedacht wird. Das heißt: Er zäumt das Spiel aus These, Antithese und Synthese von hinten auf und stellt es auf den Kopf. Er definiert die eigenen Ziele und berachtet sie als gewünschte und in der Zukunft liegende Synthese (zum Beispiel den totalitären Globalstaat), dann erst »überlegt« er sich, welche Thesen und Antithesen notwendig sind, um diese Synthese zu erzeugen. Wirkliche Geschichtenlenker sind selten Partei, und wer einseitig Partei ergreift, ist selten ein wirklicher Lenker der Geschichte. Professionelle Weltenlenker in ihrer Erscheinungsform als Drahtzieher von Terroranschlägen sind wahre Meister dialektischer Prozesse, insbesondere verstehen sie es, diese Prozesse anzuschieben und zu einer gewünschten und vorabberechneten Synthese zu treiben. These und Antithese sind die zwei »Zielobjekte« eines Anschlages. Die Synthese ist das gewünschte Ergebnis aus der Sicht des wirklichen Verursachers. Professionelle Terroristen oder deren Hintermänner wollen den Feind also nicht unbedingt vordergründig bekämpfen, indem sie eindeutige Anschläge auf ihn verüben. Manchmal wäre es viel besser, im Namen des Feindes Anschläge auf die eigene Seite zu begehen. Sie bleiben im Hintergrund und steuern den sich nach einem Anschlag entfaltenden dialektischen Prozeß, um eine gewünschte Synthese zu erreichen. Fortschritt vollzieht sich aus ihrer Sicht nur in wiederkehrenden Konflikten, die schließlich in gewünschte Ergebnisse münden. Und wirkliche und erfolgreiche Terrorstrategen würden sich hüten, allzu offen als identifizierbare Konfliktpartei aufzutreten. Denn erstens drohen dann die erwähnten Rückstöße (Ausnahme: Man glaubt, die Rückstöße nicht fürchten zu müssen, weil die Gegenpartei als zu schwach eingeschätzt wird). Und zweitens erreicht in einem offenen Konflikt oft weder der eine noch der andere sein Ziel. Vielmehr wird die »Wahrheit« eher in der Mitte liegen, wie es so schön heißt. Und dort warten schon wie der Igel im Wettlauf mit dem Hasen die wirklichen Nutznießer und/oder Drahtzieher des Terrorismus.

Am Anfang war der Staatsterrorismus - Leseprobe aus 'Verschlußsache Terror'
Autor: Gerhard Wisnewski
Link zum originalartikel: http://www.gerhard-wisnewski.de

Die Tonkin-Resolution und der Tonkin-Zwischenfall

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vor 40 Jahren:

Am 07. August 1964 stimmten der US Senat und das Repräsentantenhaus über eine Resolution ab, die den Präsidenten der USA Lyndon B. Johnson ermächtigte, mit militärischer Gewalt gegen die Demokratische Republik Vietnam (DRV) vorzugehen. Die Resolution, die als Tonkin-Resulotion in die Geschichte einging, war ein Blankoscheck für den US Präsidenten für Bombardements und andere militärische Maßnahmen gegen 'Nordvietnam', wie die DRV von den Regierungen und Medien in den USA und Europa genannt wurde.

In der Resolution heißt es: "... sind die Vereinigten Staaten, gemäß dem Entschluss des Präsidenten bereit, alle notwendigen Maßnahmen einschließlich der Anwendung von Waffengewalt zu ergreifen, um jedem Mitglied oder Signaturstaat des "South East Asia Treaty Organization” beizustehen, der um Hilfe zur Verteidigung seiner Freiheit bittet." ([1] Seite 185). Gemeint war damit die südvietnamesische Regierung in Saigon.

Eingefädelt wurde diese Resolution, die als Startsignal für den "Vietnamkrieg" gilt, durch eine Lüge. Angeblich hatten Schnellboote der DRV die amerikanischen Zerstörer "Maddox" und "C. Turner Joy" am 02. und 04. August 1964 in internationalen Gewässern angegriffen.

1963/64: Marionetten-Offiziere in Saigon

Die USA standen zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahren mit über 15.000 Militärberatern in Südvietnam und unterstützen die von der USA abhängigen Marionettenregierungen im Kampf gegen die Befreiungsfront. Das klare Ziel der US-Politik war der Kampf gegen den Kommunismus. In Vietnam hatten die USA ein Jahr zuvor den Despoten Diem wegputschen lassen und in kurzer Folge danach zwei weitere Generale als Präsidenten erst installiert um sie kurz darauf erneut wegzuputschen. Die Unterstützung der Bevölkerung im Süden Vietnams für die Befreiungsfront konnte dadurch allerdings trotzdem nicht gebrochen werden. Auch unter den neuen Machthaber in Saigon, Van Thieu, drohte der 'Fall Saigons'.

Im Wahlkampf 1964 in den USA zogen deshalb sowohl Republikaner als auch Demokraten eine Bombardierung 'Hanois' ins Kalkül, weil diese die Befreiungsfront im Süden unterstützten. ([2] S. 84). Offensichtlich ging es nur noch darum, einen Grund für diese Bombardierung zu konstruieren. "In einem Rundfunkinterview der BBC stellte Georg Ball (er war 1964 Staatssekretär im Außenministerium – SK) 13 Jahre nach diesem Vorfall fest: "Viele von denen, die mit dem Krieg befasst waren, ... haben nach einem Vorwand für die Bombardierung gesucht. ... Die DESOTO-Patrouillen dienten in erster Linie der Provokation... Es machte sich die Ansicht breit, dass es genau der von uns gewünschten Provokation entspräche, wenn der Zerstörer in Schwierigkeiten geriete" (zitiert nach [1] Seite 188)

34A-Attacken: Bewusste Provokation Nordvietnams

Zurück in den Sommer 1964 vor die Küste Nordvietnams. Zur Provokation führten die USA zusammen mit der Marine der südvietnamesischen Armee zwei Operationsformen gegen die DRV aus. Die erste Operationsform (DESOTO- Patrouillen) wurde durch die US Marine selbst ausgeführt. Speziell ausgerüstete Marineschiffe kreuzten unmittelbar vor der Küste Nordvietnams, um den Radio- und Funkverkehr abzuhören. Sie bewegten sich dabei bis zu drei Seemeilen vor der Küste Vietnams, obwohl international eine Sperrzone von acht Meilen galt. Die USA beriefen sich in ihrer Interpretation vom Beginn der internationalen Gewässer einfach auf militärisches Kartenmaterial der Franzosen aus dem ersten Indochinakrieg. (siehe dazu Fußnote in [1] S. 175).

Die zweite Operationsform waren die sogenannten "Plan 34A Attacken". Es handelte sich dabei um von der CIA geplanten und der südvietnamesischer Marine ausgeführten 'hit und run' – Angriffe. "Schnellbote mit südvietnamesischer Besatzung oder ausländischen Söldnermannschaften griffen dabei die nordvietnamesische Küste und die vorgelagerten Inseln an" ([1] Seite 174). Ein solcher Angriff erfolgte am 30. Juli auf die Inseln Hon Me und Hon Ngu.

Die Maddox

Zwei Tage später am 02. August 1964 tauchte der Zerstörer Maddox auf DESOTO-Fahrt erneut vor diesen Inseln auf. Um 15.40 (vietnamesischer Ortszeit) meldete sie, dass sich Schnellbote näherten und Schüsse mit Torpedos und Bordfeuerwaffen abgegeben habe. Es gab aber keinerlei Verletzte noch Beschädigungen.

Wiederum 2 Tage später erfolgte in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) des 04.08.1964 ein weitere 34A-Überfall auf die Küste Vietnams. ([1] S. 178). 'Um 19.40 Saigoner Ortszeit meldete dann die Maddox über Funk, es scheine ein Angriff bevorzustehen' und '... sie habe Radarkontakt mit drei nicht identifizierten Schiffen. Von der Ticonderoda, einem in der Nähe kreuzenden amerikanischen Flugzeugträger, stiegen Kampfmaschinen zur Unterstützung der Maddox und Turner Joy auf. In dieser mondlosen Nacht sorgten tiefhängende Wolken und Gewitter für extrem schwierige Sichtbedingungen. Im Golf herrschte während der folgenden Stunden Konfusion. Die beiden Zerstörer berichteten über mehr als zwanzig Torbedoangriffe, durch Torpedoabschüsse hervorgerufene Turbulenzen im Wasser, feindliche Cockpitlichter, Suchscheinwerfer, Maschinengewehrfeuer und Radar- unf Echolotkontakte.' ([1], S. 178). Auf Nachfrage von McNamara meldete der Kommandeur der DESOTO-Patrouille Captain John J. Herrick zirka 5 Stunden nach dem Ereignis: "Überprüfungen des Vorfalls lässt viele der gemeldeten Feindberührungen zweifelhaft erscheinen. ... Die meisten der Meldungen beruhen vermutlich auf wetterbedingten verzerrten Radarbeobachtungen und Übereifer bei der Echolotauswertung". (zitiert nach [1] S. 180)

Hauptsache, man hat einen Grund

Obwohl die tatsächliche militärische Lage im Golf von Tonkin also äußerst unklar war ordnete Präsident Johnson am 05.08.64 die Ticonderoga an Vergeltungsschläge gegen die DRV zu führen. Kampfbomber der Ticonderoga flogen 64 Einsätze gegen Marinestützpunkte in Nordvietnam und Ölversorgungseinrichtungen.

Am 06.08.64 begannen dann die Sitzungen der US Senatsausschüsse mit den Streitkräften der USA um eine Resolution gegen Vietnam zu formulieren: die Tonkin-Resolution, die schon einen Tag später verabschiedet wurde. Während der heißen Phase des Wahlkampfes herrschte noch etwas 'Ruhe'. Anfang März 1965 jedoch starteten dann die US-Bomber und begannen mit der systematischen Bombardierung Hanois und anderer Städte Nordvietnams.

Auch wenn der Zwischenfall nicht bewusst herbeigeführt worden ist, so wurde die Fehleinschätzung junger unerfahrener Matrosen an den Sonargeräten von der US Regierung bewusst benutzt, um den Krieg gegen die DRV zu beginnen. Präsident Johnson wusste um diese Lüge. "Verdammt, diese saudummen Jungen haben nur auf fliegende Fische geschossen" soll er laut Georg Ball wenige Tage nach dem er seinen Freibrief hatte, gesagt haben. (Zitat nach [3] S. 104)


[1]Robert S. McNamara, Vietnam – Trauma einer Weltmacht,
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1996
[2]Jonathan Nale, Der amerikanische Krieg,
Neuer ISP Verlag, Köln, 2004
[3]Frey, Marc, Geschichte des Vietnamkriegs,
Beck – Verlag, München, 1999

Die Tonkin-Resolution und der Tonkin-Zwischenfall
Blanko-Scheck für den Krieg in Vietnam
Autor: Stefan Kühner
Quelle der Erstveröffentlichung: http://www.vietnam-freunde.net/
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© Stefan Kühner, Karlsruhe
Kontakt:
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Stay Behind: Eine unfromme Legende?

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Dass der Staat der größte Terrorist von allen ist, ist ja gar kein Geheimnis mehr: Um 1990 herum kam heraus, dass die NATO eine geheime Organisation namens »stay behind« (in Italien »Gladio«) unterhielt, angeblich, um im Falle eines Überfalls der Sowjetunion auf den Westen hinter den Linien zurückzubleiben (»stay behind«) und den Feind durch Sabotage zu bekämpfen. Allerdings verübten und unterstützten beispielsweise die »Gladiatoren« reihenweise Terroranschläge im eigenen Land. Das heißt: Der »stay behind«-Auftrag war womöglich nur eine Legende. In Wirklichkeit ging es möglicherweise schon immer nur um Terror »daheim«.

Die Versenkung der Lusitania

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Die Versenkung des »zivilen« Passagierdampfers »Lusitania« am 7. Mai 1915 wird auch heute noch von vielen Historikern als deutscher »Massenmord auf See« verurteilt und muss als Beweis für die »Grausamkeit« und »Kaltblütigkeit« der deutschen Obersten Heeresleitung herhalten. Taucher fanden nun in dem Wrack riesige Mengen an militärischem Material, das belegt: die »Lusitania« war ein getarntes Kriegsschiff und der Tod ihrer ahnungslosen Passagiere wurde von den Briten billigend in Kauf genommen.

Der Aufschrei der Weltöffentlichkeit war groß: Am 7. Mai 1915 versenkte das deutsche U-Boot U 20 unter Kommandant Schwieger den britischen Dampfer Lusitania, der innerhalb von 18 Minuten unterging. 1.198 Passagiere und Besatzungsmitglieder, darunter 124 US-Amerikaner, fanden dabei den Tod. Für die US-Regierung war dieser »Massenmord auf See« ein Grund, in den Krieg einzutreten.

Bis zu diesem Zeitpunkt tat sich der amerikanische Präsident Wilson schwer, sein Volk für den Krieg gegen Deutschland zu begeistern, aber nach dem Untergang des »zivilen« Dampfers schwenkte die Meinung um und immer mehr Stimmen sprachen sich offen für einen Kriegseintritt gegen das Deutsche Reich aus. Zudem gab die amerikanische Regierung falsche Meldungen heraus, die besagten, dass deutsche Schulkinder am Tage des Unterganges der Lusitania schulfrei bekommen hätten, um dies zu feiern. Das heizte die Stimmung im Lande zusätzlich an.

Die Versenkung der Lusitania im Spiegel ihrer Zeit

Amtliche englische Meldung am 7. Mai 1915:

»Der Cunarddampfer Lusitania wurde torpediert und sank. Hilfe ist abgesandt.«

Amtliche deutsche Meldung am 8. Mai 1915:

»Der Cunarddampfer Lusitania ist, wie Reuter meldet, gestern durch ein deutsches Unterseeboot zum Sinken gebracht worden. Die Lusitania war selbstverständlich, wie neuerdings die meisten englischen Handelsdampfer, mit Geschützen armiert. Außerdem hat sie, wie hier einwandfrei bekannt war, erhebliche Mengen von Munition und Kriegsgerät unter ihrer Ladung. Ihre Eigentümer waren sich daher bewusst, welcher Gefahr sie ihre Passagiere aussetzten. Sie allein tragen die volle Verantwortung für das, was geschehen musste. Deutscherseits ist nichts unterlassen worden, um wiederholt und eindringlich zu warnen. Der kaiserliche Botschafter in Washington hat noch am 1. Mai 1915 in einer öffentlichen Bekanntmachung auf diese Gefahren aufmerksam gemacht. Die englische Presse hat damals diese Warnung verspottet, unter Hinweis auf den Schutz, den die britische Flotte dem transatlantischen Verkehr sichere.«

Amtliche deutsche Meldung am 15. Mai 1915:

»Aus dem Bericht des Unterseeboots, das die Lusitania zum Sinken gebracht hat, ergibt sich folgender Sachverhalt: Das Boot sichtete den Dampfer, der keine Flagge führte, am 7. Mai 2.20 Uhr MEZ nachmittags, an der Südküste Irlands bei schönem klaren Wetter. Um 3.10 Uhr gab es einen Torpedoschuss auf die Lusitania ab, die an der Steuerbordseite in der Höhe der Kommandobrücke getroffen wurde. Der Detonation des Torpedos folgte unmittelbar eine weitere Explosion von ungemein starker Wirkung. Das Schiff legte sich schnell nach Steuerbord über und begann zu sinken. Die zweite Explosion muss auf eine Entzündung in dem Schiff befindlichen Munitionsmenge zurückgeführt werden.«

US-Präsident Wilson forderte nach dem Untergang der Lusitania die deutsche Anerkennung der Torpedierung als »Bruch des internationalen Rechts« und Schadensersatz, während aus deutscher Sicht das Schiff als Kriegsschiff galt, da es Munition und andere Kriegsgegenstände an Bord hatte.

Wilson verlangte in einer weiteren Note noch einmal von Deutschland, die Versenkung als Verbrechen zu verurteilen. Daraufhin trat US-Außenminister William Jennings Bryan zurück, weil er durch Wilsons Forderung die Gefahr erkannte, in einen Krieg mit Deutschland verwickelt zu werden. Seiner Meinung nach hatte Deutschland ein Recht zu verhindern, dass seinen Feinden Kriegsmaterial geliefert wird, auch wenn diese Schiffe dann Passagiere an Bord nehmen, um damit eine eventuelle Torpedierung zu verhindern.

Die Fakten

1) 12. Mai 1913: Die Lusitania wurde in den Trockendocks in Liverpool »umgebaut«. Bordwände, Schutz- und Oberdecks werden besonders armiert und zwei Munitionskammern, Pulvermagazine und Halterungen für Granaten, sowie 12-x-15- cm-Schnellfeuerkanonen eingebaut.

2) 17. September 1914: Die Lusitania wird als bewaffneter Hilfskreuzer in das britische Flottenregister aufgenommen und gilt somit offiziell als ein Kriegsschiff.

3) 24. September 1914: Kapitän Turner erhält von der Admiralität folgende Befehle: mit seinem Schiff Kriegsmaterial aus den USA nach England zu bringen. Um die deutsche Marine zu täuschen, werde das Schiff weiterhin Passagiere befördern. Sollte ein U-Boot versuchen die Lusitania zu stoppen, soll sofort das Feuer auf den Gegner eröffnet werden.

4) 4. Februar 1915: In einer Note an die USA warnt das deutsche Außenministerium davor, neutrale Flaggen zu missbrauchen. Daher sollten neutrale Staaten (die USA war bis dahin offiziell »neutral«) ihre Bürger und Waren von feindlichen Schiffen fernhalten.

5) Der britische Außenminister Grey wollte von der US-Regierung wissen, was Amerika tun würde, wenn die Deutschen ein Passagierschiff mit amerikanischen Touristen versenken würden. Antwort: »Das würde uns den Krieg bringen.«

6) Mitte April 1915: Die britische Admiralität dirigiert ihren getarnten Hilfskreuzer nach New York. Folgende Kriegsmaterialien kommen an Bord: 1.248 Kisten mit 7,5-cm-Granaten, 4.927 Kisten mit Gewehrpatronen, 2.000 Kisten mit weiterer Munition; zusammen über zehn Tonnen Sprengstoff. Zudem werden 1.257 Gäste aufgenommen, darunter 218 Amerikaner.

7) 22. April 1915: In 50 der größten US-Tageszeitungen erscheint eine Anzeige der Kaiserlich-Deutschen Gesandtschaft, die Ozean-Reisende ausdrücklich vor der beabsichtigten Reise warnt.

8) 5. Mai 1915: Die britische Admiralität weiß, wo die deutschen U-Boote lauern, aber die Lusitania wird zu spät gewarnt und man funkt ihrem Kapitän irreführende Positionsangaben von U 20.

9) 7. Mai 1915: Die Lusitania erhält von der britischen Admiralität den Befehl, nicht Liverpool (wie ursprünglich geplant), sondern Queenstown anzulaufen. Sie gerät somit unmittelbar in die Schusslinie von U 20. Der polnische Historiker Janusz Piekalkiewicz schreibt in seinem Buch Der erste Weltkrieg das Folgendes: »Damit wird die Lusitania von der britischen Admiralität direkt vor die Torpedorohre deutscher U-Boote gelenkt, um den Gegner zu einer Tat zu provozieren, die Amerika in den Krieg verwickeln soll.«

10) Nach dem Untergang der Lusitania erwartete man in England stündlich den dringend benötigten Kriegseintritt der USA.

Schlussfolgerungen

Was viele Historiker, vor allem auch Deutsche, nicht wahrhaben wollen (weil es nicht in ihr »Political-Correctness-Bild« passt): Die Lusitania war ein als Dampfer getarntes Kriegsschiff, schwer bewaffnet, mit gefälschten Ladepapieren versehen, mit riesigen Mengen an Munition beladen, das von der britischen Admiralität bewusst in ein Gewässer gelotst wurde – das die Deutschen zum Kriegsgebiet erklärt hatten – und ahnungslosen Passagieren an Bord, die als Opfer für einen inszenierten Kriegseintritt der USA dienten.

Nach einer aktuellen Meldung der britischen Tageszeitung Daily Mail (http://www.dailymail.co.uk/news/article-1098904/Secret-Lusitania-Arms-challenges-Allied-claims-solely-passenger-ship.html) fanden Taucher nun in dem Wrack vor der Küste Irlands große Mengen militärischen Materials, darunter rund vier Millionen 303-Patronen des US-Herstellers Remington. Dies bestätigt die Auffassung der Deutschen Admiralität und macht mit einer weiteren Geschichtsfälschung Schluss.

Andere amerikanische Geschichtsfälschungen, die zu Kriegen führten

Parallelen tun sich auf: Der Angriff auf Pearl Harbor diente der US-Regierung im Jahre 1941 ebenfalls dazu, in den Zweiten Weltkrieg einzutreten. Dabei hatten hohe US-Stabsstellen gewusst, dass eine japanische Luftarmada im Anflug war, aber sie warnten ihre eigenen Männer nicht, um endlich einen Grund dafür zu haben, das Volk für den Krieg zu gewinnen. Ähnlich auch der Beginn des Vietnamkrieges: Berichte des amerikanischen Nachrichtendienstes wurden »umgedeutet«, um Präsident Johnson eine breiten Unterstützung für ein Eingreifen in Vietnam zu ermöglichen. Und vor nicht allzu langer Zeit konstruierte“ die USA Gerüchte um angebliche Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins, um im Irak einzumarschieren …

Nach über 90 Jahren weitere Geschichtsfälschung aufgedeckt!
Autor: Michael Grandt
Quelle der Erstveröffentlichung: http://www.info.kopp-verlag.de

Was ist in Mumbai passiert?

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Es steht jetzt außer Zweifel, dass in Mumbai in den letzten Tagen ein Anschlag verübt wurde, bei dem weit über 100 Menschen ums Leben kamen.  Was die Massenmedien uns über dieses Ereignis erzählen, muss mit großer Vorsicht betrachtet werden; denn viele von diesen Informationen stammen aus undurchsichtigen Militär- oder Polizeiquellen oder von ungenannten "Experten".  Viele Menschen fragen sich, was sich wirklich in Mumbai abgespielt hat.  Wer waren die Attentäter? Von wo kamen sie? Was war ihr Ziel?  Wer hat sie vorbereitet und finanziert?  Welche Auswirkungen sind aufgrund dieser Anschläge zu erwarten?

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